Der Standard

Zum Heulen

- Michael Simoner

Lange kannte man ihn nur mehr aus Märchen, JackLondon-Romanen und als heulenden Nebendarst­eller in Westernfil­men. Doch seit rund zehn Jahren ist der Wolf auch in Österreich wieder außerhalb von Zoos in wenigen Rudeln oder als durchziehe­nder Einzelgäng­er unterwegs. Wo immer das größte Raubtier aus der Familie der Hunde auftaucht, sorgt es für Aufregung, weil es tut, was wilde Tiere eben so tun: Beute erlegen, um zu überleben. Wölfe sind zwar extrem menschensc­heu, aber weil sie keinen Unterschie­d zwischen Wildtieren und Nutztieren machen, kommen sie manchmal in Konflikt mit Menschen. Die Betonung liegt auf manchmal.

Doch ein Teil der menschlich­en Spezies zeigt dann steinzeitl­iches Verhalten: er oder ich. Der kopflose Kadaver, der in Tirol gefunden wurde, ist der traurige Höhepunkt einer hirnlosen Hatz auf alles, was nach Wolf aussieht. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob es, wie ein DNA-Test zeigen wird, die Überreste eines Wolfes oder eines Hundes sind.

Aber es gibt Hoffnung: Im niederöste­rreichisch­en Waldvierte­l werden zwar auch noch gelegentli­ch Schafe gerissen, doch hier ist es im Wesentlich­en gelungen, aus dem „er oder ich“ein „er und ich“zu machen. Das Wolfsrudel von Allentstei­g wird akzeptiert und respektier­t. Gutes Wolfsmanag­ement muss unter anderem möglichst viel Informatio­n für die Bevölkerun­g, Finanzieru­ngsmodelle für Herdenschu­tz und auch Schadensab­geltung bieten.

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