8chan: Rückzugsort für Rechtsradikale im Internet
Während Mexiko gegen Hassverbrechen in den USA protestiert, versucht Donald Trump eine Reform des Waffenrechts mit strengeren Einwanderungsgesetzen zu bündeln. Das bringt ihm neue Kritik ein. Attentäter von El Paso kündigte Tat im Netz an
Der mutmaßliche Attentäter von El Paso, der vergangenen Samstag 20 Menschen getötet hat, soll seine Pläne auf 8chan veröffentlicht haben – wie zuvor schon die Attentäter von Christchurch in Neuseeland und im kalifornischen Poway. Bislang blieb 8chan weitgehend unbehelligt. Der Gründer des Portals hat sich jedoch schon länger davon distanziert, und Internetdienstleister Cloudflare hat die Seite nun als Kunden gekündigt.
Bislang verhielt sich Cloudflare neutral und war in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert worden, Seiten wie 8chan als Kunden zu akzeptieren. Doch nach dem Attentat von El Paso zog das Unternehmen einen Schlussstrich und warf 8chan aus dem Netzwerk. Die Seite war daraufhin weitgehend gestört. Das Unternehmen schützt Websites unter anderem vor Distributed-Denialof-Service-Attacken (DDoS), bei denen Server mit massenhaft Anfragen in die Knie gezwungen werden. Der Attentäter scheint von den Foren, in denen die Christchurch-Morde glorifiziert wurden, inspiriert worden zu sein, schrieb CEO Matthew Prince am Montag in einer Mitteilung. „Verwerfliche“Inhalte habe man bisher „widerwillig“geduldet, doch nun müsse man eine Grenze ziehen. 8chan habe zwar nicht gegen Gesetze verstoßen, aber eine Umgebung geschaffen, die dazu verleite.
Dass 8chan länger offline sein werde, glaubt Prince nicht. Auch die zuvor verbannte Neonazi-Seite Daily Stormer sei weiterhin verfügbar. Die Betreiber rühmen sich nun damit, mehr Nutzer als jemals zuvor zu haben. „Ich habe keinen Zweifel, dass das auch mit 8chan so passieren wird“, so Prince. Dass man das Portal vom Netzwerk entfernt habe, trage zudem nichts zur Bekämpfung von Hassinhalten im Internet bei.
Gründer distanzierte sich
Bei 8chan handelt es sich um ein sogenanntes Imageboard. Nutzer können Foren zu verschiedenen Themen erstellen und selbst moderieren. Gegründet wurde das Portal 2013 von Fredrick Brennan. Der Softwareentwickler wollte damit in seiner Jugend eine Antwort auf die Website 4chan schaffen. Während die Betreiber von 4chan einige der besonders umstrittenen Foren in der Vergangenheit gelöscht hatten, wollte Brennan den Nutzern mit 8chan absolute Freiheit lassen. Verboten sind nur Inhalte, die in den USA illegal sind. Das ließ 8chan unter anderem zu einem Hort der Rechtsradikalen und Frauenhasser werden.
Brennan hat sich inzwischen von dem Portal distanziert. Im Juni erklärte er der Website Tortoise, dass ihn seine harte Jugend zur Gründung der Seite bewogen habe. Er hat eine seltene Erbkrankheit, litt sehr unter der Scheidung seiner Eltern und kam später in eine Pflegefamilie. 4chan habe ihm ein Gefühl der Normalität gegeben. Dort forderte er als Jugendlicher unter anderem, dass Menschen mit Behinderung zwangssterilisiert werden sollten. Heute sehe er das anders.
Brennans Meinung hat sich geändert, 8chan jedoch nicht. Die derzeitigen Betreiber warnen zwar vor dem Posten illegaler Inhalte. Das Motto „The darkest reaches of the internet“lässt allerdings anderes vermuten.
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