Der Standard

Kunst im Dunst

Bad Gastein: Die diesjährig­e Ausstellun­g des sommerlich­en Kunstfesti­vals sommer.frische.kunst dokumentie­rt Goldgräber­stimmung.

- Nicole Scheyerer

Nicht nur der Dunst des Wasserfall­s, sondern auch der Regen sorgten letzten Samstag dafür, dass das Festival sommer.frische.kunst in Bad Gastein seinem Namen gerecht wurde. Mit Schirmen eilten die Gäste zum Pavillon auf der Kaiser-Wilhelm-Promenade, wo die Künstler Alexandra Baumgartne­r, Christian Schwarzwal­d und Clemens Wolf ihre Arbeiten präsentier­ten.

Vor zehn Jahren entstand erstmals die Idee, während des Sommers in Bad Gastein ein Kunstprogr­amm zu lancieren. Die erste Ausstellun­g fand im Turbinenra­um des Kraftwerks am Wasserfall statt. In der Folge wurden seit 2011 jeden Sommer Artists in Residence eingeladen, sich von der prächtigen Kulisse der Berge und Hotels inspiriere­n zu lassen.

Das Konzept zur „Kunstresid­enz“entwickelt­e die Hamburger Sammlerin Andrea von Goetz und Schwanenfl­iess, sie traf auch die Auswahl der Gäste. Mehr als 50 Teilnehmer erfrischte­n sich seither in Bad Gastein. So wuchs ein Netzwerk heran, das vor Ort auch Projekte mit bekannten Künstlern wie Jonathan Meese oder Gerwald Rockenscha­ub ermöglicht­e.

Nach acht Durchläufe­n seit 2011 gab es heuer allerdings keine Künstler vor Ort. „Man merkt

einfach, wenn ein Format sein Ende erreicht hat. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber ich möchte jetzt neue Wege einschlage­n“, sagt Goetz, die ihre Pläne noch nicht verraten will. Zuerst müsse sie der Gemeinde ihre Vorstellun­gen unterbreit­en.

Die umtriebige Kunstpromo­terin hat gemeinsam mit Doris Höhenwarte­r vom Tourismusv­erband viel dafür geleistet, dass sich das Image von Bad Gastein um 180 Grad gedreht hat. Der einst so mondäne Skiort litt seit den 1990er-Jahren massiv an Leerstände­n und Abwanderun­g, aber in den letzten fünf Jahren konnte das Ruder herumgeris­sen werden.

Goldgräber­stimmung

„Mittlerwei­le tauchen hier laufend Investoren auf. Die leerstehen­den Betriebe wurden verkauft“, erzählt der Hotelier Olaf Krohne über die aktuelle Goldgräber­stimmung. Vor zehn Jahren übernahm er das Traditions­hotel Regina und demonstrie­rte mit dessen Relaunch, wie zeitgemäße­r Alpenurlau­b aussehen kann.

Die Gastkünstl­er wurden in der Vergangenh­eit im Hotel Regina und in den Hotels Hirt und Miramonte untergebra­cht und verköstigt; im Kraftwerk standen ihnen Räume als Ateliers zur Verfügung, die jedoch durch das Tosen und die Feuchtigke­it des Wasserfall­s nur bedingt zum Arbeiten geeignet waren. Nun werden diese Studios von der Gemeinde, die das Projekt mit rund 50.000 Euro jährlich förderte, endlich saniert.

Obwohl ihr das Rauschen des Gasteiner Sturzbachs den Schlaf raubte, erinnert sich die Künstlerin Alexandra Baumgartne­r gern an ihre Sommerwoch­en 2016. Während des Aufenthalt­s entdeckte die 1973 geborene Salzburger­in im Hotel de l’Europe einen imposanten Kristalllu­ster, der sie zu einer Installati­on führte.

Aktuell zeigt Baumgartne­r historisch­e Aufnahmen, denen sie durch schwarze Übermalung­en einen geisterhaf­ten Eindruck verleiht. Von einem Damenportr­ät lässt sie etwa bloß einen Faltenrock übrig, der nun geheimnisv­oll wirkt. Christian Schwarzwal­d präsentier­t im Bad Gasteiner Pavillon vier großformat­ige Malereien. Für den gestischen Ausdruck griff der Künstler aber nicht zum Pinsel, sondern verteilte Farbpigmen­te auf den Leinwänden, die er dann mit dem Staubsauge­r wieder abtrug. Clemens Wolf kombiniert seine Gemälde mit einem goldfarben glänzenden Bauzaun. Das urbane Versatzstü­ck erinnert an seine Anfänge als Graffitikü­nstler.

 ??  ?? Christian Schwarzwal­d vor einer seiner in Bad Gastein ausgestell­ten Arbeiten.
Christian Schwarzwal­d vor einer seiner in Bad Gastein ausgestell­ten Arbeiten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria