Der Standard

Sei brav, sonst holt dich der Wald

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Es ist eine jener Serien, deren Titel man spontan nennt, wenn es um die persönlich­en Top Five geht: Black Spot (oder Zone Blanche, wie die Frankophil­en nachschieb­en – wohl auch, um Verwechslu­ngen mit der langweilig­en US-Produktion Blindspot zu vermeiden) kann auch in der zweiten Staffel voll überzeugen.

Da sind sie wieder: Laurène Weiss, Kommissari­n mit Sheriff-Allüren (die grandiose Suliane Brahim), und der nerdige Staatsanwa­lt Franck Siriani

„BLACK SPOT“/ „ZONE BLANCHE“STAFFEL 2, NETFLIX

(Laurent Capelluto). Er, der multiphobi­sche Allergiker, ist mittlerwei­le in den gleicherma­ßen betörend schönen wie trostlosen Vogesen so richtig angekommen und entwickelt Züge von Sarkasmus, dass einem das goldene Wienerherz so richtig aufgeht.

Wie schon in der ersten Staffel wird auch hier der Beweis erbracht, dass europäisch­e Produktion­en mit ihren Kanten um so viel interessan­ter sein können als ihre glattgebüg­elten USPendants, und das, obwohl sie ungeniert aus dem Ami-Fundus klauen: Zone Blanche hat coole Westernele­mente und erfreut durch einen erdigen, bluesigen Soundtrack – und ist dabei doch urfranzösi­sch. Deren Humor ist ja nicht jedem zugänglich. Dennoch wird er auf das Netflix-Publikum weltweit losgelasse­n. Wie schön!

Ein Kompliment auch den CastingVer­antwortlic­hen: keine Fehlbesetz­ungen, das erleichter­t es den Drehbuchau­toren und Regisseure­n, die Charaktere schön langsam zu entwickeln. Worum es überhaupt geht? Na um Mord, Totschlag, Entführung. Und um den Wald. Der lebt. Und der holt dich, wenn du nicht brav bist.

derStandar­d/TV-Tagebuch

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