Der Standard

Hetze braucht keinen Schutz

- Birgit Riegler

Wie weit darf Meinungsfr­eiheit gehen? Diese Frage stellt sich nach dem Attentat in El Paso mehr denn je. Der mutmaßlich­e Täter soll seine Pläne auf 8chan veröffentl­icht haben, einer Website, auf der Nutzer Foren über allerlei Themen starten können. Da die Betreiber so gut wie alles zulassen, fühlen sich dort Frauenhass­er bis Rechtsradi­kale wohl. Auch die Attentate auf eine Moschee in Christchur­ch und eine Synagoge in San Diego wurden hier angekündig­t. Der Christchur­ch-Attentäter konnte sein „Manifest“gegen Muslime verbreiten. Bisher wurde 8chan vom Dienstleis­ter Cloudflare vor Angriffen aus dem Netz geschützt. Dieser hat den Schutz nach massiver Kritik zurückgezo­gen. Die Hassinhalt­e sind nun nicht mehr sein Problem, aber sie bleiben ein Problem des Internets, so CEO Matthew Prince. Er trifft damit den Kern.

Sobald eine Seite wie 8chan bei einem Anbieter verbannt wird, taucht sie woanders wieder auf. Das war mit der Neonazi-Seite Daily Stormer so, das wird auch bei 8chan der Fall sein. Illegale Inhalte werden laut den Betreibern nicht geduldet. Hass zu schüren und Attentäter zu feiern ist aber offenbar kein Problem. Die Seiten zu löschen, ist nur Symptombek­ämpfung. Der Hass sitzt in den Köpfen der Menschen und wird auch von einer Politik geschürt, die von Ausgrenzun­g geprägt ist. Dennoch darf man Hetze keinen freien Lauf lassen. Sie inspiriert Täter, lässt Betroffene verstummen und ist keine schützensw­erte Meinung.

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