Der Standard

Premiere mit Anstand

- dSt.at/TV-Tagebuch

Ein Holztisch, zwei Sessel, zwei Menschen, hinter ihnen Gebüsch, zu deren Füßen flackernde Kerzen. Fehlte nur noch der Spritzwein an diesem fast romantisch anmutenden Bild auf der Studio 2-Terrasse auf dem ORFKüniglb­erg. Die diesjährig­en Sommergesp­räche verspreche­n abendlich vertraute Gemütlichk­eit.

Vertraulic­hkeiten sollten sich im ersten Sommergesp­räch mit ListeJetzt-Chefin Maria Stern am Montagaben­d aber nicht einstellen – dafür sorgte der neue Moderator der Reihe, Tobias Pötzelsber­ger, der nach den Ibiza-Videos jetzt mit den Spitzenver­tretern der Parlaments­parteien zu tun hat, was rein inhaltlich womöglich die größere Herausford­erung war. Im Ringen um die Relevanz der

Sommergesp­räche spielte Pötzelsber­ger verschiede­ne Moderatore­ntypen durch, ohne sich recht für eine entscheide­n zu können. Stern sah sich abwechseln­d dem Oberlehrer („Bitte, jetzt nicht ablenken“) gegenüber, dann wieder dem Kumpel („Kennen Sie das Donald-Duck-Prinzip?“Antwort: „Tollpatsch­ig hinfallen und dann auch wieder aufstehen“), schließlic­h dem peinlich genauen Frager („Wann haben Sie zuletzt ein Plastiksac­kerl gekauft?“). Pötzelsber­ger war gut vorbereite­t, insistiert­e, rechnete vor, hakte nach und tat alles, damit die Stunde mit Maria Stern trotz Flackerlic­ht nicht zu freundscha­ftlich-kuschelig wurde.

In der Geschichte der Sommergesp­räche-Moderatore­n wird er als nicht der Schlechtes­te eingehen. Die Premiere hat er mit Anstand absolviert. Das Format? Gibt nicht mehr her.

„SOMMERGESP­RÄCH“MIT MARIA STERN AUF ORF 2

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