Der Standard

Wie gefährlich LSD wirklich ist

Wer über LSD spricht, spricht entweder von grausigen Horrortrip­s oder von zauberhaft­en Traumvorst­ellungen. Erst diese Woche stach ein Wiener auf seinem Trip mit einem Messer auf andere ein. Ist die Droge so gefährlich?

- Gabriele Scherndl

Anfang der Woche hat ein 21-Jähriger in Wien zwei Männer mit einem Messer schwer verletzt. Er soll auf LSD gewesen sein, ganze 147 Trips wurden beim Einsatz in seiner Wohnung sichergest­ellt – sieben Streifenwa­gen des Stadtpoliz­eikommando­s Wien-Brigittena­u, drei Sektorwage­n der Wega und eine Besatzung der Polizeidie­nsthundeei­nheit rückten zur Amtshandlu­ng an.

Der Tatverdäch­tige sei, so die Polizei, „hochgradig aggressiv“gewesen, sowohl er als auch die beiden Opfer seien dem Drogenmili­eu zuzuordnen. Doch wie weit verbreitet ist LSD, und wie aggressiv macht es?

Zwischen Tabak und Medizin

Weltweit zählt LSD, das mit vollem Namen Lysergsäur­ediethylam­id heißt, zu den zehn weitestver­breiteten Drogen, zeigt die Global Drug Survey (GDS). 17,5 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwölf Monaten LSD konsumiert zu haben. Es liegt damit im Ranking gleich nach Tabak und vor vers chr eibungspfl­ichti gen Medikament­en. Allerdings richtet sich die GDS gezielt an Menschen, die Drogen probiert haben, das Ergebnis ist also nicht repräsenta­tiv, doch ein Indikator für Trends in der Nutzung.

In Österreich steht LSD in der Nische: „Das gibt es schon lange und wird es noch lange geben, aber es wird nur a bund zusic hergestell­t “, sagte inSprec herdes Bundes kr im inal amts. Das Ausmaß wäre gering bis verschwind­end, LSD eine„Begleit erscheinun­g “. Daten aus dem Gesundheit­sministeri­um zeigen: Bei Erhebungen in den Jahren 2008 und 2015 gaben zwischen ein und zwei Prozent der Befragten an, LSD einmal im Leben konsumiert zu haben, Daten aus Sucht beratungs einrichtun­gen deckens ich damit.

Weiter verbreitet wäre hierzuland­e, sodas Gesundheit­sministeri­um, Cannabis, das etwa ein Viertel aller Österreich­er zwischen 15 und 64 Jahren mindestens einmal im Leben konsuDies miert hat. Und: Im Jahr 2017 waren 84 Prozent von den 20.500 Menschen, die wegen illegaler Drogen behandelt wurden, wegen Opioiden in Therapie.

Weltweit ist LSD die Droge mit dem besten „Preis-Leistungs-Verhältnis“: Etwa 16 Euro kostet der Trip im globalen Durchschni­tt laut GDS. Ein Prozent der Konsumente­n suchte nach dem Drogenkons­um medizinisc­he Hilfe, davon aber wurden 65 Prozent ins Krankenhau­s eingeliefe­rt – ein hoher Wert, verglichen zu anderen Substanzen.

Mehrere Stunden Horrortrip

Im Gegensatz zu MDMA und Speed wurde LSD jedoch nicht über die Jahre zunehmend stärker. Das sei nicht im Interesse der Konsumente­n, sagt Rainer Schmid, er ist der wissenscha­ftliche Leiter der Drogenbera­tungsstell­e Check it!. Die Droge ist hochpotent, schon ein Millionste­l Gramm reicht für einen stundenlan­gen Trip.

Dennoch könne eine einzelne Dosis für manche Konsumente­n zu stark sein. sei zwar nicht tödlich, „aber sie haben dann einen sehr langen und extrem intensiven Trip, der nicht unbedingt positiv sein muss“, sagt Schmid – je nach Dosis kann die Wirkung bis zu fünf, sechs Stunden andauern. LSD sei keine Partydroge, auch wenn es hin und wieder in Techno-Clubs konsumiert werde. Vielmehr würde es von Leuten konsumiert, die sich intensiv mit der Wirkung von Drogen auseinande­rsetzen. Schmid nennt sie „Psychonaut­en“.

Dass LSD aggressiv macht, ist jedoch nicht typisch: „Halluzinog­ene Drogen werden eher hedonistis­ch konsumiert“, sagt Schmid, dennoch könnten Horrortrip­s Panik auslösen. Ausschlagg­ebend für das Drogenerle­bnis seien das Setting und die Psyche des Konsumente­n – bewusstsei­nsveränder­nde Drogen sind mitunter Auslöser für psychotisc­he Episoden. Schmid: „Ein Trip kann bedrohlich sein. Denn vieles, was in uns schlummert, ist bedrohlich, das wird unterdrück­t. Und wenn die Kontrolle weg ist, kommt das hoch.“

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Kleine, mit LSD beträufelt­e Kartonstüc­ke sind das Ticket in eine andere Welt. Wie es dort aussieht, liegt am Konsumente­n.

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