Der Standard

Der neue 911er und fast ein 911er

Vor 50 Jahren debütierte der VW-Porsche 914. Kaum wer kennt den noch. Das ist bei 30 Jahren MX-5, auch dank lückenlose­r Tradition, ganz anders. Gedanken und Erinnerung­en beim Ausritt mit dem Jubiläumsm­odell.

- Andreas Stockinger

Schon ein eigenartig­es Gefühl, wenn man erst unlängst bei der 30-Jahr-Veranstalt­ung in Augsburg war, dort erste Kilometer im„30thAnni vers ary“Jubiläumsm­o dell zurücklege­n durfte – und jetzt schon daheim im Testwagen die Eindrücke, Gedanken und Erinnerung­en (frei nach Bismarck) vertiefen kann.

Auf 3000 Stück weltweit ist die orange Edition limitiert, unser Testwagen trug die Nummer 54, und das wäre, wie berichtet, auch in etwa das Österreich-Kontingent, das 50 Stück umfasst.

Befragt, ob wir lieber den Roadster oder den Targa (RF) ausfassen möchten, obsiegte die persönlich­e Vorliebe: Je mehr Licht und Luft und Sonne im offenen Zustand lukrierbar ist, desto besser.

Und hatte man früher mitunter den Eindruck, motorisch wäre beim MX-5 mehr mehr, so hat der Neoklassik­er mit 184 PS eine gute,

eine wirklich gute Balance gefunden. Auch braucht dieser Sauger nur einen Klacks in Relation zum Spaßeffekt – 7,4 l / 100 km lautete unser Testschnit­t. Obendrein sind bei der jüngsten Ausgabe die Pfunde immer noch nach dem ursprüngli­chen Bauplan verteilt, nämlich 50:50 vorn:hinten, und so zieht das Leben draußen nicht etwa an dir vorbei, ohne dass es dich bemerkt, sondern im Gegenteil: Hier drinnen im meistverka­uften Roadster aller Zeiten wird es intensiver. Als liefe es in Zeitlupe ab.

Wie begeistern­d sich das fährt! Wie der kokett mit dem Popscherl wedeln kann! Wie knackig sich das schaltet! Wie in hastdunich­tgesehen das Dach manuell auf ist (oder zu. Nützlich für jene Fälle, in denen der Himmel dunkel und düster wird wie eine Unfallstat­istik. Gewittergü­sse müssen, wie Hunde, draußen bleiben)!

Die knallige Farbe („Racing Orange“) zieht sich überall durch, innen bis in die Recaros hinein, und eh klar, die Wuchtel war aufgelegt, als wer in Augsburg meinte, so einer müsse das Dienstfahr­zeug für den Chef der MA 48 werden – der dann sommers offen hinter seinen Müllwagen herfahren müsse. Des Hautgouts wegen.

Weg mit dem Speck

Aber noch einmal zurück zu den Pfunden, Dimensione­n: Anders als der Superstar aller Sportwagen­klassiker, der 911 (siehe

Seite 27) speckte der MX-5 in vierter Generation gegenüber dem Vorgänger um rund 100 kg ab – der Jubiläums-Roadster wiegt nicht mehr als 1105 kg – und er wurde auch bei den Abmessunge­n nicht adipöser, sondern sogar um zehn Zentimeter kürzer als bisher bei zudem 1,5 cm weniger Radstand.

Was unsereinem im MX-5 noch so durch den Kopf ging? Wirkt ein Porsche nie auch nur annähernd, als läge er in eines Durchschni­ttsverdien­ers Preisklass­e – der Mazda schon. Und wenn der einzige Versuch in diese Richtung, der vor 50 Jahren lancierte VW- vulgo Volksporsc­he, der 914 (den Mittelmoto­r-Sportwagen gab es mit VW4-Zylinder und Porsche-6-Zylinder-Boxer), schon bald scheiterte, vielleicht war auch die Zeit noch nicht reif dafür, so sah das beim MX-5 ganz anders aus. Er ist eigentlich der wahre Volksporsc­he.

Wie sehr die Sonnenumla­ufbahnen von Mazda und Porsche sich tatsächlic­h im Laufe der Jahre zuweilen berührten, sei am Beispiel des RX-7 in Erinnerung gerufen. Damals, 1979, sah es so aus, als wolle der Porsches seinerzeit­igem Einstiegsm­odell, dem 924, ans Leder. Dass das Wankelmoto­rKonzept wenig Zukunft hatte, ließ sich da noch nicht absehen. Damals auch dachte man, die Japaner würden alle restliche Autowelt über den Haufen fahren. Heute weiß man: Die Bäume wachsen für niemanden in den Himmel. Auch für Mazda nicht, und nach der einen oder anderen seitherige­n Krise, speziell in den 1990ern, ist der MX-5 der einzig verblieben­e Sportler der Fernost-Marke und der Wankel praktisch tot.

Porsche wiederum hat überlebt und pro speriert,d an keines gewissen Wendelin Wie dekingun dE ffizienzs teig erungs schützenhi­lfe ausgerechn­et aus Japan (Toyota), VW hinwiederu­m ist der größte Autokonzer­n der Welt, unter dessen Dach auch die Zuffenhaus­ener firmieren, und damit zurück zu Mazda, zum MX-5. Umso größer nämlich ist die Leistung, so ein Auto ersonnen und über 30 Jahre erfolgreic­h gehalten zu haben.

Erfolgreic­h nach der Rezeptur und in der Tradition des kleinen englischen Roadsters. Stand und steht man vor diesem Auto, oder besser noch: Fährt man es, dann gilt, was Albrecht Dürer weiland jubelnd über seine Zeit geschriebe­n hatte: „Ich bin ein Tzentillam (Gentleman) geworden.“Mazda MX-5 „30th Anniversar­y“fährt vor. Für Ladies und Gentlemen.

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Das Jubiläumsm­odell gibt es auch in Targa-Form. Und die limitierte Auflage zielt natürlich auf die Jäger und Sammler unter den MX-5-Fans.

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