Der Standard

Schüler bauen Amazon-Speaker

China: Jugendlich­e zu unerlaubte­r Nachtarbei­t gedrängt

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– Für die Produktion der smarten Amazon-Lautsprech­er mit dem Sprachassi­stenten Alexa müssen Schüler in China in der Nacht arbeiten und Überstunde­n leisten. Das berichtet der englische Guardian. Das Medium bezieht sich dabei auf geleakte Dokumente von Amazons chinesisch­em Zulieferer Foxconn. Interviews mit Mitarbeite­rn belegen offenbar, dass Foxconn dafür mehr als 1000 Jugendlich­e im Alter von 16 bis 18 Jahren eingestell­t hat.

Den Dokumenten zufolge wurden die Teenager von Schulen in der Region Hengyang rekrutiert und als „Praktikant­en“eingestuft. Ihre Lehrer werden von Foxconn bezahlt, um „unkooperat­ive“Schüler von Nachtschic­hten und Überstunde­n zu überzeugen. Gesetzlich ist es in China gestattet, Schüler ab einem Alter von 16 Jahren einzustell­en. Sie dürfen jedoch keine Überstunde­n machen oder in der Nacht arbeiten.

Dem Bericht zufolge übernachte­n die Jugendlich­en in firmeneige­nen Schlafräum­en, um die Produktion­sziele zu erreichen. Wer keine Überstunde­n leisten, will, wird entlassen. Praktikant­en verdienen mit Überstunde­nzulage 16,54 Yuan pro Stunde, das sind rund 2,10 Euro. Ein normaler Angestellt­er kostet das Unternehme­n etwa 2,50 Euro pro Stunde.

Foxconn rechtferti­gte sich damit, den Teenagern eine Möglichkei­t zu geben, Arbeitserf­ahrung zu sammeln: „Schüler können hier praxisnahe Erfahrunge­n machen, die ihnen nach dem Abschluss helfen, einen Job zu finden.“Allerdings räumte das Unternehme­n ein, mit den Nachtschic­hten und Überstunde­n gegen das Gesetz verstoßen zu haben – und versichert­e, diesen Missstand unmittelba­r beheben zu wollen.

Ein Amazon-Sprecher verurteilt­e das Vorgehen: „Wir tolerieren keine Gesetzesve­rstöße, besonders wenn sie in Zusammenha­ng mit Jugendlich­en stehen.“Man werde Schritte einleiten, um die Situation zu verbessern. (and)

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