Der Standard

Ein Dorf – viele blutige Hände

- Stefanie Weissacher „POLIZEIRUF 110“AUS MAGDEBURG IN DER ARD derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Der Fremdkörpe­r und Dorn im Auge der Dorfgemein­schaft bei Magdeburg, Jurij Rehberg (Tambet Tuisk), verschwind­et spurlos. Alles, was den leitenden Kommissare­n, Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke), als Hinweis bleibt: der blutige Kofferraum seines Wagens – mitten im Wald. Keine Leiche.

Doch das scheint nicht die einzige Wand zu sein, die sich im neuen Polizeiruf (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) vor den Ermittlung­en auftut. Das Dorf, in dem Jurij zuletzt gesehen worden ist, offenbart sich als eine völlig andere Welt: Nichts da Idylle – die befragten Bewohner erinnern eher an einen nach Langeweile und Kuhfladen duftenden Geheimbund, in den man weder rein- noch rauskommt.

Was wir wissen: Bis auf Rehbergs Verlobte und die baldige Mutter seines Kindes, Annette Wolf (Katharina Heyer), scheint ihn niemand so richtig zu vermissen. Schon gar nicht der potenziell­e Schwiegerv­ater. Ob Herr Wolf wohl etwas mit seinem Verschwind­en zu tun hat? Weiß man nicht – weder Ermittler noch Zuschauer. Alle tappen im Dunkeln, niemand macht den Mund auf.

Vielleicht war es aber auch der betrogene Ehemann. Oder einer seiner Kumpel. Oder aber die vielen anderen Verflossen­en, die irgendwann eine Abfuhr erfahren durften. Oder aber, oder aber, oder aber. Ja, wer hat denn jetzt das beste Motiv? „Alle reden, aber sie sagen nichts“– Doreen Brasch verliert langsam die Nerven. Zu Recht. Wie viele Menschen braucht es, um einen Mann zu erledigen? Wohl kaum ein ganzes Dorf.

Newspapers in German

Newspapers from Austria