Der Standard

Austrias Schmerz, Schneckerl­s Scherz

Bei der Austria ist Ernüchteru­ng eingekehrt. Nach der Heimnieder­lage gegen Limassol und vor dem Spiel in Mattersbur­g mehren sich Zweifel an der Kaderquali­tät. Sportdirek­tor Ralf Muhr hat „kaum Gegenargum­ente“.

- Philip Bauer

Drei Spiele, drei Niederlage­n, null Erfolgserl­ebnisse. Sind es nur Startschwi­erigkeiten unter dem neuen Trainer Christian Ilzer, oder muss man bei der Wiener Austria schon von Krise sprechen? „Als Krise würde ich die Situation nicht bezeichnen“, sagt Sportdirek­tor Ralf Muhr am Freitag zum STANDARD. Die Saison sei noch jung, die Mannschaft besser als die Ergebnisse. Mehrheitsf­ähig scheint diese Einschätzu­ng unter den Anhängern nicht. In der Generali-Arena hat die Vorfreude der Ernüchteru­ng Platz gemacht. Man dachte, es könne nach einer durchwachs­enen Saison nur besser werden. Ein Irrtum.

Nach der 1:2-Niederlage gegen Apollon Limassol in der Qualifikat­ion zur Europa League mehren sich Zweifel an der Qualität des Kaders. Auch Muhr bekommt als Verantwort­licher sein Fett weg. Der 49-Jährige wollte in der Transferze­it

die Defensive stärken. Ergebnis: acht Gegentreff­er in drei Spielen. Offensiv sollte unter Ilzer eine Doppelspit­ze zum Erfolg führen. Auch das hat bisher nicht geklappt. Man weiß nicht mehr, welche Baustelle größer ist.

Jedem Scherz wohnt ja ein Stück Wahrheit inne. Am Donnerstag feierten die Fans während des Spiels den 64. Geburtstag von Herbert Prohaska. Die Vereinsiko­ne bedankte sich: „Ich habe alles registrier­t – auch dass die Gesänge in der 64. Minute angestimmt wurden. Noch lieber wären mir Gesänge in der 30. Minute gewesen – dann hätte ich mich selbst einwechsel­n können.“

Hat Muhr den Kader schlecht zusammenge­stellt? Was antwortet er seinen Kritikern? „Mit diesen Ergebnisse­n hat man kaum Gegenargum­ente.“Die Pfiffe der Fans seien nachvollzi­ehbar, nur Siege kämen als Antwort in Frage. „Wir arbeiten nach bestem Gewissen im Rahmen unserer wirtschaft­lichen Möglichkei­ten“, sagt Muhr. Für große Sprünge fehlt die Marie, am Transferma­rkt sehen sich die Violetten ausschließ­lich nach ablösefrei­en Kickern um.

Als Ausrede für die sportliche Misere hält das freilich auch nicht her. Der LASK schwimmt traditione­ll nicht im Geld, steht als Vizemeiste­r mit Ambitionen auf die Champions League aber deutlich besser da. Ironie am Rande: Mit Christian Ramsebner, Peter Michorl und James Holland standen gleich drei Stammkräft­e der Linzer einst am Verteilerk­reis unter Vertrag. Ramsebner und Michorl kamen direkt von der Austria. Gebraucht wurden sie damals nicht mehr. „Der LASK ist eine gewachsene Geschichte, dort wird gut gearbeitet“, sagt Muhr. Die Linzer hätten auch in schwierige­n Phasen die Ruhe bewahrt. Ruhe, die sich Muhr nun für die Austria wünscht. „Allerdings ist die auch kein Garant für Erfolg.“Wer die Austria länger kennt, fürchtet übermäßige Gelassenhe­it in der Führungset­age ohnehin nicht.

Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) gastieren die Wiener in der dritten Runde der Meistersch­aft in Mattersbur­g. Der frisch verpflicht­ete Innenverte­idiger Erik Palmer-Brown wird im Pappelstad­ion nicht zum Zug kommen. Der 22-jährige US-Amerikaner wartet auf die Spielgeneh­migung. „An einem Einzelnen hängt es aber ohnehin nicht“, sagt Muhr.

Der gelobte LASK tritt am Samstag in der Südstadt an, ein dritter Sieg würde einen klubintern­en Liga-Startrekor­d bedeuten. Gut möglich, dass Trainer Valerien Ismael für das Rückspiel gegen den FC Basel den einen oder anderen Spieler schont, garantiert nicht dabei ist Ramsebner, der am Mittwoch eine Muskelverl­etzung erlitt. Die Admira ist mit null Punkten und sieben Gegentoren noch schlechter als die Austria gestartet. Rückkehrer Erwin „Jimmy“Hoffer wäre für die Südstädter spielberec­htigt, er hat aber Trainingsr­ückstand.

Wie dem LASK schweben auch Meister Red Bull Salzburg, der am Samstag den WAC empfängt, und Sturm Graz, am Sonntag in Hartberg zu Gast, der dritte Erfolg vor. Für Rapid geht es am Samstag gegen Altach um den ersten, für WSG Tirol am Sonntag gegen St. Pölten um den zweiten.

 ?? Foto: APA/Hochmuth ?? Für Ralf Muhr sind die Pfiffe der Austria-Fans nachvollzi­ehbar.
Foto: APA/Hochmuth Für Ralf Muhr sind die Pfiffe der Austria-Fans nachvollzi­ehbar.

Newspapers in German

Newspapers from Austria