Austrias Schmerz, Schneckerls Scherz
Bei der Austria ist Ernüchterung eingekehrt. Nach der Heimniederlage gegen Limassol und vor dem Spiel in Mattersburg mehren sich Zweifel an der Kaderqualität. Sportdirektor Ralf Muhr hat „kaum Gegenargumente“.
Drei Spiele, drei Niederlagen, null Erfolgserlebnisse. Sind es nur Startschwierigkeiten unter dem neuen Trainer Christian Ilzer, oder muss man bei der Wiener Austria schon von Krise sprechen? „Als Krise würde ich die Situation nicht bezeichnen“, sagt Sportdirektor Ralf Muhr am Freitag zum STANDARD. Die Saison sei noch jung, die Mannschaft besser als die Ergebnisse. Mehrheitsfähig scheint diese Einschätzung unter den Anhängern nicht. In der Generali-Arena hat die Vorfreude der Ernüchterung Platz gemacht. Man dachte, es könne nach einer durchwachsenen Saison nur besser werden. Ein Irrtum.
Nach der 1:2-Niederlage gegen Apollon Limassol in der Qualifikation zur Europa League mehren sich Zweifel an der Qualität des Kaders. Auch Muhr bekommt als Verantwortlicher sein Fett weg. Der 49-Jährige wollte in der Transferzeit
die Defensive stärken. Ergebnis: acht Gegentreffer in drei Spielen. Offensiv sollte unter Ilzer eine Doppelspitze zum Erfolg führen. Auch das hat bisher nicht geklappt. Man weiß nicht mehr, welche Baustelle größer ist.
Jedem Scherz wohnt ja ein Stück Wahrheit inne. Am Donnerstag feierten die Fans während des Spiels den 64. Geburtstag von Herbert Prohaska. Die Vereinsikone bedankte sich: „Ich habe alles registriert – auch dass die Gesänge in der 64. Minute angestimmt wurden. Noch lieber wären mir Gesänge in der 30. Minute gewesen – dann hätte ich mich selbst einwechseln können.“
Hat Muhr den Kader schlecht zusammengestellt? Was antwortet er seinen Kritikern? „Mit diesen Ergebnissen hat man kaum Gegenargumente.“Die Pfiffe der Fans seien nachvollziehbar, nur Siege kämen als Antwort in Frage. „Wir arbeiten nach bestem Gewissen im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten“, sagt Muhr. Für große Sprünge fehlt die Marie, am Transfermarkt sehen sich die Violetten ausschließlich nach ablösefreien Kickern um.
Als Ausrede für die sportliche Misere hält das freilich auch nicht her. Der LASK schwimmt traditionell nicht im Geld, steht als Vizemeister mit Ambitionen auf die Champions League aber deutlich besser da. Ironie am Rande: Mit Christian Ramsebner, Peter Michorl und James Holland standen gleich drei Stammkräfte der Linzer einst am Verteilerkreis unter Vertrag. Ramsebner und Michorl kamen direkt von der Austria. Gebraucht wurden sie damals nicht mehr. „Der LASK ist eine gewachsene Geschichte, dort wird gut gearbeitet“, sagt Muhr. Die Linzer hätten auch in schwierigen Phasen die Ruhe bewahrt. Ruhe, die sich Muhr nun für die Austria wünscht. „Allerdings ist die auch kein Garant für Erfolg.“Wer die Austria länger kennt, fürchtet übermäßige Gelassenheit in der Führungsetage ohnehin nicht.
Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) gastieren die Wiener in der dritten Runde der Meisterschaft in Mattersburg. Der frisch verpflichtete Innenverteidiger Erik Palmer-Brown wird im Pappelstadion nicht zum Zug kommen. Der 22-jährige US-Amerikaner wartet auf die Spielgenehmigung. „An einem Einzelnen hängt es aber ohnehin nicht“, sagt Muhr.
Der gelobte LASK tritt am Samstag in der Südstadt an, ein dritter Sieg würde einen klubinternen Liga-Startrekord bedeuten. Gut möglich, dass Trainer Valerien Ismael für das Rückspiel gegen den FC Basel den einen oder anderen Spieler schont, garantiert nicht dabei ist Ramsebner, der am Mittwoch eine Muskelverletzung erlitt. Die Admira ist mit null Punkten und sieben Gegentoren noch schlechter als die Austria gestartet. Rückkehrer Erwin „Jimmy“Hoffer wäre für die Südstädter spielberechtigt, er hat aber Trainingsrückstand.
Wie dem LASK schweben auch Meister Red Bull Salzburg, der am Samstag den WAC empfängt, und Sturm Graz, am Sonntag in Hartberg zu Gast, der dritte Erfolg vor. Für Rapid geht es am Samstag gegen Altach um den ersten, für WSG Tirol am Sonntag gegen St. Pölten um den zweiten.