Der Standard

Namenstag

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(Das Strandbad in Klagenfurt an einem Augustsonn­tag 2019. An der Theke der Strandbar zwei ehemalige Beachvolle­yball-Nachwuchss­pieler. Sie tragen Freizeitkl­eidung und trinken Bier aus Flaschen. Der erste zieht aus der Gesäßtasch­e ein zusammenge­faltetes Blatt Papier und reicht es dem zweiten.)

DER ERSTE: Do. Zum Nomenstog.

DER ZWEITE: Ah, i heit Nomenstog? Goa nit g’wusst.

DER ERSTE: Nit du. Wölt. Wöltnomens­tog. So wie Wöltmülcht­og oda Wöltfrauen­tog, vastehst?

DER ZWEITE: Und dea is heite?

DER ERSTE: Waß nit. Konn sein, oda? Lies!

DER ZWEITE (faltet das Blatt auseinande­r und liest vor): „Ich hobe einen Freind, den Imme, / eigentlich Immanuel. / Immanuel, ein Super-Nomen, / schen und auch originell, // gleichzeit­ig respektein­fleßend. / Jeda, wos ihn heat, dea mant, / dea hot sicha gscheite Öltan. / Den sei Vota liest den Kant. // Immes Bua, dea haßt Jesaia, / dos ist auch sehr gut gewöhlt, / auch Jesaia is ein Nome, / wos nicht die Zukunft ihm vastöllt. // Haßat ea hingegen Kevin, / warat ea ein ormes Schwein, / olle Leite taten sogn: / Dos muass ein festa Tocka sein, // seine Oltn voll daneben, / dauand fett und primitiv, / nix in Schedl außa Kino. / Ein gonzes Leben gingat schief. // Einen guatn Nomen finden / fia ein Kind, ist heite schwea, / Fronz und Rosi, Hons und Susi, / dos mocht heitz’tog nix mea hea. // Wüllst dein Kind du richtig nennen, / gewe ich dir einen Rat: / Nimm etwos im Grunde Anfochs, / lei a bissele vadraht. // Folls ös, Imme, zum Jesaia / kriags a klane Tochta aa, / bitte nenne sie Rabarba / und nit anfoch Barbara.“(Faltet das Blatt zusammen.) Guat.

DER ERSTE: Wohl?

DER ZWEITE: Wohl wohl, guat. (Lacht.) Rabarba, supa! I man, is nit geplant, doss man noch kriagn Kind, oba in Folle doss … Wea i ma iwalegn. (Lacht.)

(Sie prosten und trinken.)

DER ZWEITE: Apropos, weil ma grod von Nomen redn, wia – DER ERSTE (blickt auf die Uhr, plötzlich hektisch): Vaschwind, schon so spot! I muass ham, Muata wead sicha schon teifln! DER ZWEITE: – Wia is’n einglich –

DER ERSTE (wirft einen Zwanzig-Euro-Schein auf die Theke):

Bist eing’lodn! (Hastig ab.)

DER ZWEITE: Wia – … (Blickt ihm nach, dann zu sich):

wuascht im Grunde …

(Steckt den Geldschein ein, bestellt noch ein Bier. Vorhang) Na jo. Eh

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