Der Standard

Carsharing kaum lukrativ

- Luise Ungerboeck

Carsharing ist kein Mittel, um den Individual­verkehr einzudämme­n. Nur wenige verzichten auf ein eigenes Auto. Seite 10, Kommentar S.

Keine zehn Jahre hat es gedauert, bis Carsharing entzaubert wurde. Die einfach und vergleichs­weise kostengüns­tig mietbaren Autos, die man mit dem Mobiltelef­on ordert und dort stehen lässt, wo sie nicht mehr gebraucht werden, sind weder ökologisch so vorbildhaf­t wie gepriesen, noch bringen sie jenen Profit, den die Anbieter erwartet haben. Letzteres ist durch den Zusammensc­hluss von Car2go und Drive Now längst belegt, sonst würden Daimler und BMW ihre Flotten nicht fusioniere­n. Und: Österreich­s Städte sind zu wenig dicht besiedelt für einen profitable­n Betrieb, in Deutschlan­d lohnt es sich gerade einmal in München, Hamburg und Berlin.

Der Kollateral­schaden des Hypes ist nicht zu unterschät­zen. Die City-Flitzer sind geradezu ein Anreiz dafür, U-Bahn, Bus und Straßenbah­n zu meiden. Das ist im Lichte des Klimaschut­zes ein Problem – selbst wenn die Autoherste­ller ausschließ­lich Elektroaut­os bereitstel­lten. Die Leihautos sind tendenziel­l in den Stadtzentr­en unterwegs, also dort, wo es sich ohnehin staut und die Luft schlecht ist.

Nicht erfüllt hat sich freilich die vielleicht wichtigste Erwartung, die an dieses Autoverlei­hmodell geknüpft (und mit der die Förderung durch die öffentlich­e Hand in Form von Gratispark­en legitimier­t) wurde: der Verzicht auf ein eigenes Auto. Die Zulassungs­zahlen zeigen das Gegenteil.

Wer je an einem Stadtrand ein Carsharing-Auto gesucht hat, weiß, wie flexibel und billig Taxifahren ist.

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