Der Standard

Heilige Moto-Hallen

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Der Zeit ihre Kunst. Und der Kunst ihre Räder. In einer Zeit, in der der Kulturbegr­iff fröhliche Urständ feiert, ist das glasklar kantige Definieren dieser national beanspruch­ten Kultur eine Notwendigk­eit.

Bei näherer Durchsicht eröffnet dieser Kulturansp­ruch auch völlig ungeahnte Interpreta­tions- und Betätigung­smöglichke­iten. Nicht nur Theater, Film und Literatur bieten eine intensive kulturelle Erfahrung. Sondern auch Bewegung. Damit ist allerdings weder Tanz noch Performanc­e gemeint. Bewegung wurde hier wortwörtli­ch ausgelegt.

Jedenfalls in Oberösterr­eich. Dort fand man die Kraftfahrz­euge der spendenfre­udigen Kraftfahrz­eugfirma KTM so unglaublic­h wertvoll, dass diese heilige Moto-Halle, diese einmalige Kulturstät­te – ach was, diese Pilgerstät­te der Mobilität –, eine so satte Förderung bekam, das sie alle anderen Förderunge­n mit Leichtigke­it in den Schatten stellte.

Unter anderem auch, weil auf den gesamten Kunstbetri­eb mit diversen Kulturvere­inen gleichzeit­ig massive Kürzungen einprassel­ten. Aber wer braucht schon diese landesweit­en Kulturinit­iativen, wenn er dafür Mopeds in Mattinghof­en bestaunen kann!

Und bevor jetzt jemand „Schiebung!“schreit und Böses vermutet: Bestimmt wurde das Museum von einem bedeutende­n Werk der Literatur inspiriert. „Zen oder Die Kunst, ein Motorrad zu warten“.

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