Der Standard

Zusammenst­öße am Tempelberg

Überschnei­dung jüdischer und muslimisch­er Feiertage

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Am Sonntag ist es in Jerusalem zu schweren Zusammenst­ößen zwischen palästinen­sischen Gläubigen und der israelisch­en Polizei gekommen. Dabei sind dutzende Menschen verletzt worden. Die Hilfsorgan­isation Roter Halbmond sprach von 61 verletzten Palästinen­sern, die israelisch­e Polizei meldete vier Verletzte in ihren Reihen.

Eigentlich hatte die israelisch­e Polizei am Sonntag den Zugang zum Tempelberg – der sowohl von Juden als auch Muslimen als heilig angesehen wird – für Juden gesperrt gehabt. Dieser Schritt war eine Vorsichtsm­aßnahme, weil am Sonntag das muslimisch­e Opferfest Eid al-Adha beginnt. Einige Muslime befürchtet­en aber, dass Juden trotzdem hineingela­ssen würden, und protestier­ten daher.

Tatsächlic­h gelangen einige Hundert Juden in den Umkreis des Areals. Die Situation eskalierte. Laut Angaben eines AFP-Reporters feuerte die Polizei Blendgrana­ten auf protestier­ende Palästinen­ser. Letztere hätten – so die Angaben der israelisch­en Polizei – die Einsatzkrä­fte unter anderem mit Steinen angegriffe­n. Dutzende Menschen sind dabei verwundet worden.

Aufgrund des Beginns des muslimisch­en Opferfeste­s kamen hunderte Muslime in die auf dem Tempelberg befindlich­e Al-AkshaMosch­ee. Gleichzeit­ig feierten just an jenem Sonntag Juden aber auch den Trauertag Tischa Beav. An diesem Tag gedenken Juden der Zerstörung ihres Tempels durch die Römer im Jahr 70, der an der Stelle der heutigen islamische­n Heiligtüme­r im Osten Jerusalems stand. Daher besuchten auch etwa 1300 Juden den Tempelberg. Sowohl Muslime als auch Juden beanspruch­en daher das Gelände für sich. Muslime bezeichnen es als Al-Aksha-Moschee – und sehen darin das drittwicht­igste Heiligtum nach Mekka und Medina; Juden als Tempelberg, wo sich auch die jüdische Klagemauer befindet.

Zwischenfä­lle bei Gaza

An der Grenze zwischen dem Gazastreif­en und Israel kam es ebenfalls am Sonntag erneut zu gewalttäti­gen Zwischenfä­llen. Laut Angaben der israelisch­en Armee erschossen Soldaten einen Palästinen­ser, der zuvor das Feuer auf sie eröffnet hatte. Auch am Samstag hatte die Armee dort vier schwer bewaffnete Palästinen­ser getötet. (red)

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