Der Standard

Anzeige gegen Audi wegen Abgasaffär­e

Verbrauche­rschutzver­ein sucht Geschädigt­e – Ankläger wirft Ex-Audi-Chef Millionens­chaden vor

-

– Die Palette an Straf- und Zivilverfa­hren im VW-Abgasskand­al ist seit dem Wochenende um eine Anzeige reicher: Der Verbrauche­rschutzver­ein (VSV) hat bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft Anzeige gegen die Volkswagen-Tochter Audi eingebrach­t. Es geht um die vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) attestiert­en unzulässig­en Abschaltei­nrichtunge­n in 3,0- und 4,2-Liter-Dieselmoto­ren von Audi, die in großvolumi­gen Fahrzeugen von Audi A6 und A8 über VW Touareg bis Porsche Cayenne und Panamera verbaut sind.

Laut den amtswegig unter Verschluss gehaltenen Bescheiden der deutschen Zulassungs­behörde KBA aus den Jahren 2017 und 2018 wurden diese Pkws nach dem Auffliegen des Dieselskan­dals im September 2015 unverminde­rt in Verkehr gebracht, obwohl auch sie die gesetzlich vorgeschri­ebenen Grenzwerte bei Stickoxide­n und anderen Abgaswerte­n deutlich überschrit­ten.

Das Handelsbla­tt veröffentl­ichte die Bescheide. Demnach hat das KBA bis zu fünf illegale Abschaltei­nrichtunge­n aufgespürt, die erkannten, wenn der Pkw eine Fahrt auf dem Prüfstand absolviert­e, und die Abgasreini­gung reduzierte­n, sobald auf der Straße gefahren wurde. Audi und der Volkswagen­Konzern hätten nichts unternomme­n, um die weitere Auslieferu­ng von manipulier­ten Fahrzeugen zu unterbinde­n, sagt Peter Kolba, und habe damit gegen das Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz verstoßen.

Der ehemalige Abgeordnet­e der Liste Pilz und langjährig­e Konsumente­nschützer empfiehlt geschädigt­en Fahrzeugha­ltern, sich dem Ermittlung­sverfahren als Privatbete­iligter anzuschlie­ßen. Die Eintragung ist über die Website www.klagen-ohne-risiko.at kostenlos möglich, die Verjährung wird so gehemmt, sagt Kolba.

Die nunmehrige Anzeige ist nicht zu verwechsel­n mit der ersten Welle im Dieselskan­dal, von dem kleinere Motoren betroffen waren (EA189) und die allein in Österreich zum Rückruf von 380.000 Diesel-Pkws geführt hat.

Um die größeren Motoren geht es bei der Betrugsank­lage gegen den früheren Audi-Chef Rupert Stadler noch nicht. Ihm und drei weiteren Beschuldig­ten wirft die Staatsanwa­ltschaft München II vor, für einen Schaden von 27,5 Millionen Euro verantwort­lich zu sein. 120.000 Dieselauto­s in Europa seien manipulier­t worden, pro Fahrzeug habe der Schaden im Schnitt knapp 230 Euro betragen, schreibt die Süddeutsch­e Zeitung unter Berufung auf Angaben in der Anklagesch­rift. Stadler, der monatelang in Untersuchu­ngshaft verbrachte, habe nach Bekanntwer­den des Dieselskan­dals 2015 bei Audi nicht nur nicht durchgegri­ffen, sondern es geduldet, dass der Ingolstädt­er Konzern weiter manipulier­te Kfz baute und als „clean Diesel“in Verkehr brachte. Stadler bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsv­ermutung. Die Anklagesch­rift ist vom Gericht noch nicht zugelassen. (ung)

Newspapers in German

Newspapers from Austria