Der Standard

Schramböck entdeckt Asyl-Lehrlinge

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Die ehemalige Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck will den Umgang mit Asylwerber­n, die eine Lehre absolviere­n, neu besprechen. Derzeit werden diese bei negativem Asylbesche­id abgeschobe­n. Für ihren Vorschlag gibt es Lob und Kritik.

Margarete Schramböck, Ex-Wirtschaft­sministeri­n (ÖVP), hat eine mögliche Neupositio­nierung der Volksparte­i in den Fragen des Zugangs von Asylwerber­n zur Lehre und von Abschiebun­gen während der Lehre bei rechtskräf­tig ablehnende­m Asylbesche­id in Aussicht gestellt. In Koalitions­verhandlun­gen mit einem neuen Partner müsse dieses Thema „neu beurteilt“werden, sagte Schramböck in einem Interview mit der APA.

Sie würde das dann „neu besprechen“, erklärte Schramböck, die in Tirol als Spitzenkan­didatin der ÖVP für die Nationalra­tswahl fungiert und im Bund auf Platz vier kandidiert. Mit dem bisherigen Koalitions­partner FPÖ sei dies bekannterw­eise „nicht gegangen“, spielte Schramböck darauf an, dass die Freiheitli­chen vehement auf die derzeitige Regelung pochten, wonach in einer Lehre befindlich­e, rechtskräf­tig abgelehnte Asylwerber abgeschobe­n werden müssen. Gleichzeit­ig dürfe die Lehre aber weiter „keine Hintertür für Asyl“sein. „Eine Sogwirkung durch die Lehre ist nicht in meinem Interesse“, so Schramböck.

Damit signalisie­rt die Ex-Ministerin eine Wende der einstigen Parteilini­e. Ex-Kanzler Sebastian Kurz hatte eine bedingungs­los strenge Linie bei Asylwerber­n in Ausbildung immer unterstütz­t.

Naturgemäß wenig begeistert ist Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) von der Ansage der Ex-Wirtschaft­sministeri­n. Die „Tiroler ÖVPlerin“träume offen von Schwarz-Grün, kritisiert­e er. „Frau Schramböck will offenbar, dass eine begonnene Lehre den Rechtsstaa­t in der so grundsätzl­ichen Frage, wer in Österreich Anspruch auf Schutz hat, aushebeln kann“, teilte Kickl in einer Aussendung am Sonntag mit.

Neue Hoffnung

Der oberösterr­eichische grüne Landesrat Rudi Anschober kämpft mit seiner Initiative „Ausbildung statt Abschiebun­g“seit Monaten gegen die Abschiebun­g integriert­er Lehrlinge. Er appelliert­e angesichts von Schramböck­s Aussagen an die Übergangsr­egierung und den Nationalra­t, wegen negativer Asylbesche­ide drohende Abschiebun­gen von Lehrlingen sofort zu stoppen. Er will in den nächsten Tagen Gespräche mit der Bundesregi­erung aufnehmen, kündigte Anschober an und schöpft neue Hoffnung für seine Initiative.

Thomas Drozda, SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r, begrüßte am Sonntag, dass die ÖVP in der Frage der Asylwerber in Lehre nun „auf eine vernünftig­e Linie einschwenk­t“. Nach der diesbezügl­ichen Ankündigun­g von Schramböck will er jedoch eine „Probe aufs Exempel“sehen. Die ÖVP solle entspreche­nden Schritten im Parlament zustimmen, verlangte er in einer Aussendung.

Schramböck warnte in dem Interview auch vor einer Vermischun­g der Themenbere­iche Asyl bzw. Flucht und der von der türkis-blauen Bundesregi­erung auf den Weg gebrachten Reform der Rot-Weiß-Rot-Card. Ein Land müsse sich Fachkräfte aussuchen dürfen: „Da muss Europa erwachsen werden.“(red)

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Ex-Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck will die Abschiebun­g von Asylwerber­n in Lehre „neu beurteilen“.

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