Bierbrauen als Wissenschaft
Gewählt ist schnell: Wahllokal betreten, Ausweis herzeigen, Kreuzerl machen, fertig. Das ist allerdings nur die Perspektive der Wähler. Aus Sicht der Behörden stellt sich das Prozedere freilich komplizierter dar. Und Behörden gibt es viele. Insgesamt müssen für eine Nationalratswahl in Österreich rund 12.400 Wahlbehörden jeweils neu gebildet werden. Vom Sprengel, der niedrigsten Ebene, über die Gemeinde, die Bezirke und die Länder bis hin zum Bund: Überall muss laut Gesetz eine eigene Wahlbehörde eingerichtet werden.
An oberster Stelle der Hierarchie steht der Innenminister als Vorsitzender der Bundeswahlbehörde. Er – in diesem Fall Wolfgang Peschorn – verkündet zuerst das vorläufige und dann das endgültige Ergebnis des Urnengangs und gibt die Verteilung der Mandate bekannt. Abgesehen vom Innenminister und zwei Richtern sitzen noch fünfzehn weitere Mitglieder in der Bundeswahlbehörde. Diese werden von den aktuell im Nationalrat vertretenen Parteien nominiert, und zwar entsprechend ihrer Stärke bei der letzten Wahl. Die ÖVP stellt somit fünf Beisitzer, die Liste Jetzt hingegen
nur einen. Die Grünen und die KPÖ haben dieses Mal mangels Abgeordneter kein Recht auf die Entsendung von Wahlbeisitzern, können jedoch Vertrauenspersonen stellen.
Eine Ebene darunter agieren die neun Landeswahlbehörden, sie nehmen die Landeslisten der Parteien entgegen und sind für den Druck der Stimmzettel zuständig. Die Stimmzettel schauen nämlich je nach Bundesland unterschiedlich aus, zumal manche Parteien nicht überall genügend Unterstützungserklärungen finden konnten. Die Bierpartei etwa kandidiert nur in Wien, die Christliche Partei (CPÖ) kann man nur im Burgenland ankreuzen. Mit der Pannenserie bei der Bundespräsidentenwahl 2016 sind auch die Bezirkswahlbehörden – von dieser Sorte gibt es 116 – zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Auszählung der Briefstimmen am Montag nach der Wahl.
Schließlich gibt es noch 2095 Gemeindewahlbehörden, die für die Festlegung der Wahllokale und ihrer Öffnungszeiten verantwortlich zeichnen. In größeren Gemeinden werden zusätzlich noch Sprengelbehörde (insgesamt rund 10.200) aufgestellt, die die Stimmabgabe vor Ort betreuen – damit es am Wahlsonntag möglichst schnell geht.