Rumäniens junge Opfer
Zwei Hilfsschiffe bleiben auch nach mehreren Tagen vor den geschlossenen Häfen Europas, Notevakuierungen laufen
In Rumänien werden viele Mädchen Opfer von sexueller Ausbeutung. Es fehlt an Hilfe für Opfer und Ausbildung der Polizei.
– Allein am Freitag mussten sechs Menschen wegen medizinischer Notfälle von Bord der Open Arms gebracht werden – jenem privaten Hilfsschiff, das bereits seit Tagen vor der italienischen Insel Lampedusa liegt. „Wir sehen, wie es mit der körperlichen und psychischen Gesundheit der Menschen bergab geht“, twittert der Gründer der Hilfsorganisation Open Arms, Oscar Camps, am Freitag. Noch immer befinden sich mehr als 130 Gerettete auf dem Schiff. Die italienische Regierung verbietet ihnen die Einfahrt in den Hafen. Und das, obwohl sechs EU-Staaten die Migranten und Flüchtlinge aufnehmen würden.
Auch die Ocean Viking, das Rettungsschiff von SOS Mediterraneé und Ärzte ohne Grenzen (MSF), befindet sich zwischen maltesischen und italienischen Gewässern in Warteposition. An Bord: 356 Gerettete, wobei mehr als ein Viertel minderjährig – also unter 17 Jahren – ist. Es sei bereits eng auf dem Schiff, sagt Jay Berger zum STANDARD: „Untertags ist die Platzsituation noch halbwegs in Ordnung, weil die Leute stehen oder sitzen, aber am Abend fällt es schwer, genug Platz für alle zu finden, damit sie schlafen können“, sagt der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen an Bord. Die Ocean Viking sei für Rettungen und die erste Zeit danach geeignet. Aber nicht, wenn es darum gehe, Menschen mehrere Tage zu beherbergen, sagt Berger.
„Es ist Zeit, dass die EU-Staaten eine koordinierte Vorgehensweise beschließen, damit den Menschen die Würde gegeben wird, die sie verdienen“, sagt der Einsatzleiter. Die Menschen an Bord würden von schweren körperlichen und psychischen Misshandlungen in Libyen berichten. Das medizinische Personal versorge Wunden, die durch Elektrizität oder heißes Plastik verursacht wurden. Viele berichten von Vergewaltigungen.
Indessen spricht sich die deutsche Bundeskanzlerin für einen staatlichen Rettungseinsatz im Mittelmeer aus. Nach dem Vorbild der vor wenigen Monaten eingestellten Mission Sophia. Bei dieser retteten Schiffe der Europäischen Union zehntausende Menschen aus Seenot. (bbl)