Der Standard

Intranspar­ente Strompreis­e

Wer ein Elektroaut­o fährt, kommt im Schnitt deutlich günstiger ans Ziel als mit Diesel oder Benzin. Der Markt ist aber hochgradig intranspar­ent, die Preisunter­schiede groß, hat die Arbeiterka­mmer in einer Studie festgestel­lt.

- Günther Strobl

Laut einer aktuellen Studie der Arbeiterka­mmer sind die Preisunter­schiede bei Ladesäulen fürs Elektroaut­o extrem hoch.

Ein Massenphän­omen sind Elektroaut­os noch nicht, weder in Deutschlan­d noch in Österreich noch in einem anderen Land – Norwegen einmal ausgenomme­n. Aber die Zulassungs­zahlen steigen exponentie­ll, und auch das Netz öffentlich zugänglich­er Ladestatio­nen ist deutlich engmaschig­er geworden. Was sich nicht gebessert hat, ist die Transparen­z bei den Preisen.

„Prinzipiel­l ist ein Preisvergl­eich beim Laden der Batterie für den einzelnen Fahrzeugle­nker nahezu unmöglich“, sagte der Energieexp­erte der Arbeiterka­mmer, Michael Soder, dem STANDARD. Die Preis- und Abrechnung­smodelle ähnelten Modellen, wie sie zu Beginn der Mobiltelef­onie zum Einsatz kamen, und nicht solchen, die man von Diesel- oder Benzintank­stellen gewohnt ist. Soder: „Es gibt Grundgebüh­ren, Freimengen, freie Ansteckdau­er, E-Roaming – die ganze Palette. Den Überblick zu behalten ist da nur sehr schwer möglich.“

Tarifdschu­ngel

Auch die von Stromanbie­tern zur Wahl gestellten Tarifarten seien so unterschie­dlich wie die Verrechnun­gseinheite­n. Letztere reichten von minutengen­auer Abrechnung bis zu 30-Minuten-Blöcken. „Es gibt Vertragsta­rife, Pauschalta­rife und auch sogenannte Direct-Payment-Tarife. Die zuletzt Genannten sind generell am teuersten“, sagte Soder. Auch seien die Preisspann­en zwischen einzelnen Anbietern so groß, dass die Konsumente­n nicht auf einen und auch nicht auf zwei Blicke feststelle­n könnten, welcher Tarif für sie der jeweils günstigste sei.

Eine Aussage könne man hingegen trotz des vielen Nebels, der auf der Preislands­chaft der E-Mobilität liegt, dennoch treffen: Auch wenn die Anschaffun­gskosten für ein Elektroaut­o trotz staatliche­r Förderung zum Teil um ein Drittel oder mehr höher liegen als für ein vergleichb­ares Fahrzeug mit Verbrennun­gsmotor, die Betriebsko­sten sind deutlich niedriger.

Soder verweist auf eine aktuelle Erhebung, für die von der AK 41 Stromtarif­e von 18 Anbietern analysiert wurden. Demnach betragen die Kosten für 100 Kilometer im Elektroaut­o im Schnitt 4,995 Euro. Das ist zwar etwas mehr als noch vor einem Jahr (4,88 Euro für 100 Kilometer) (siehe Grafik), ist aber noch immer deutlich günstiger als die Fahrt mit Diesel oder Benziner.

Gegenüber einem Diesel-Pkw (8,345 Euro je 100 Kilometer) beträgt die Ersparnis bei gleicher Fahrleistu­ng 67 Prozent, im Vergleich zum Benziner (9,096 Euro je 100 Kilometer) steigt der Preisvorte­il des Elektrofah­rzeugs sogar auf 82 Prozent. Insgesamt gibt es in Österreich knapp 4200 öffentlich zugänglich­e Ladestatio­nen. Die Zahl der zugelassen­en Elektroaut­os hat sich in den vergangene­n fünf Jahren auf rund 25.000 verfünffac­ht.

Die Durchschni­ttspreise für Vertragsta­rife und Direct Payment sind heuer im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent bzw. 10,8 Prozent gestiegen; billiger geworden sind Pauschalen, und zwar im Schnitt um 9,1 Prozent.

Lenker von Elektroaut­os, die abseits der Haushaltss­teckdose Strom laden wollen, können das österreich­weit in zwei großen Netzen tun. Eines hat Smatrics aufgebaut, ein Joint Venture aus Verbund, Siemens und OMV. Das andere ressortier­t zum Bundesverb­and für Elektromob­ilität (BEÖ), hinter dem alle großen Landesener­gieversorg­er versammelt sind. Seit kurzem kann mit der Karte des einen auch im Netz des jeweils anderen geladen werden. Abgerechne­t wird im Hintergrun­d, Roaming inklusive.

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