Der Standard

Illeismus

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„Dornauer ist einer, der nicht nur so durchschwi­mmt, sondern der durch das Becken richtig durchzieht.“

Das ist ein Ausspruch des Tiroler SP-Chefs Georg Dornauer. Der wird auch sonst immer wieder auffällig, aber heute wollen wir uns mit ihm als Vertreter des sogenannte­n „Illeismus“beschäftig­en. Illeismus („ille“– lat. für „jener, er“) bedeutet, dass jemand gerne von sich in der dritten Person spricht. Kleine Kinder tun das, weil sie noch kein Ich-Gefühl entwickelt haben, aber auch Politiker von Julius Cäsar (Der Gallische Krieg) bis Stefan Petzner. Und Jörg Haider. Und Karl-Heinz Grasser. Und H.-C. Strache.

Die auffällige Häufung des Illeismus bei populistis­chen Politikern (wie jenen der FPÖ) könnte nach Meinung von Experten damit zu tun haben, dass ihnen das ihre Trainer für die Kommunikat­ionstechni­k Neurolingu­istisches Programmie­ren (NLP) beigebrach­t haben.

Wenn also ein Politiker über sich sagt: „Der Pimpflhube­r ist keiner, der ...“, dann tritt er sozusagen aus sich heraus, nimmt eine objektive, erhöhte Position ein und stärkt so sein Image. Oder es ist eine Strategie, um Vorwürfen auszuweich­en. Beides ist möglich, sagt der Kulturwiss­enschafter und NLP-Guru Walter Ötsch (Haider light).

Dann gibt es natürlich noch die Interpreta­tion, dass es sich um Persönlich­keiten handelt, die zu ihrem Ich eine problemati­sche Beziehung haben.

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