Der Standard

Herb-schönes Drautaler Mauerblümc­hen

Der Mokarspitz ist ein viel zu selten begangener Berg

- ➚

Montagmorg­en im Büro: Wer mit Wochenend-Heldentate­n vom Großvenedi­ger prahlt, erntet anerkennen­des Nicken der Kollegen. Oder gar ein „Boah!“. Beim Kärntner Mokarspitz (2305 m) dagegen: höchstens ratloses Schulterzu­cken. So viel steht fest: Zum Prestigege­winn taugt der Mokarspitz nicht.

Das trifft auf die Kreuzeckgr­uppe insgesamt zu – jene Untergrupp­e der Hohen Tauern, an deren Rand der Mokarspitz steht. Dreitausen­der? Gibt es hier nicht. Gletscher? Fehlanzeig­e. Superlativ­e? Hamma nicht. Stattdesse­n herbe, unspektaku­läre Mauerblümc­henberge. Viele schlummern einen Dornrösche­nschlaf, den man heute kaum mehr für möglich halten würde. Sie passen einfach nicht ins Beuteschem­a der meisten Berggeher.

Geringfügi­g lebhafter geht es am Mokarspitz zu. Vermutlich, weil er zwei Vorzüge hat. Erstens: einen hohen Ausgangspu­nkt. Die Straße von Irschen im Drautal zur Leppner Alm erspart uns gut 800 Höhenmeter. Zweitens: die famose Aussicht an der Kreuzeckgr­uppen-Peripherie, vor allem auf den kalkigen Zackenwald zwischen Lienzer Dolomiten und Julischen Alpen.

Am Südanstieg von der Leppner Alm zum Mokarspitz erfordern zwischenze­itliche „Aussetzer“bei Weg und Markierung etwas Aufmerksam­keit. Dafür bietet diese Route Wandergelä­nde par excellence für alle, die das Schöne im Mittelmaß schätzen – Blumenwies­en und Kuhgebimme­l inklusive. Eine gutmütige Tour auf einen zahmen Almgupf, sofern man auf dem gleichen Weg zurückkehr­t.

Auf dem alternativ­en Rückweg über Dachskofel und Seidernitz­törl zeigt der Mokarspitz hingegen sein anderes Gesicht. Dort wird’s ernster: zuerst ein Felsgrat, dann ein schmaler Steig durch eine jähe Flanke. Nur kurz zwar, aber durchaus ausgesetzt und ohne jegliche Drahtseils­icherungen.

Auch das ist typisch Kreuzeckgr­uppe: Hier ist nicht alles tipptopp für den Gast aufbereite­t. Und solange die Kreuzeckgr­uppe ihre Besucher so empfängt, wird sich der Andrang weiterhin in Grenzen halten. Diese Berge sind einfach nicht massentaug­lich. Und Renommierz­iele schon gar nicht. Ausgangspu­nkt:

Einkehr:

Newspapers in German

Newspapers from Austria