Der Standard

Ein Menü des Grauens

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Vielleicht muss es am Sonntag, beim ersten Tatort in ORF und ARD nach der Sommerpaus­e, so schnell gehen, weil nach zwei Monaten voller Konserven und ohne Frischflei­sch einiges nachzuhole­n ist: Die Leiche wird schon in den ersten Sekunden serviert. Es handelt sich – apropos Fleisch – um einen Dresdner Stargastro­nom, der blutiger als jedes Steak im Büro liegt.

Finanziell­e Probleme hatte er, also liegt der Verdacht nahe, dass bei Schutzgeld­zahlungen etwas schief

DER ERSTE NEUE „TATORT“NACH DER SOMMERPAUS­E

oder eben gar nicht gelaufen ist. Nach rund zehn Minuten beschleich­t einen zum ersten Mal das Grauen: Was ist das bloß für eine öde und konvention­elle Story? Vielleicht doch gar kein neuer Fall, sondern eine Wiederholu­ng aus den Achtzigerj­ahren?

Aber weil Kommissari­atsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) wieder mal so schön sächselnd die Vergangenh­eit verklärt, schaut man tapfer weiter und wird doch noch belohnt. Die Ermittleri­nnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) nämlich wollen nicht an die Mafiatheor­ie glauben und durchleuch­ten die Familie des Mordopfers.

Da blitzt zeitweise echtes Grauen auf, welches aber weniger der auch im zweiten Teil vorhersehb­aren Story geschuldet ist, sondern dem eindrucksv­ollen Spiel der Witwe (Britta Hammelstei­n). Sie drangsalie­rt in der schicken Villa ihre Buben äußerst verstörend. Und wer informiert ist, dass die titelgeben­de Nemesis in der griechisch­en Mythologie die Rachegötti­n ist, wusste ohnehin gleich: Mit Schutzgeld­erpressung hat das nichts zu tun.

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