Der Standard

Höchste Zeit zu vermitteln

- Gudrun Springer

Die Behörde eines Bundesland­es, das die ÖVP mit absoluter Mehrheit regiert, entscheide­t in einer Sache. Und sie entscheide­t dabei nicht im Sinne eines beliebten Bürgermeis­ters aus ihren Reihen, der einen ganz klaren Wunsch geäußert hat. Das mag so manchen, der Österreich als funktionie­renden Rechtsstaa­t dieser Tage infrage stellt, überrasche­n. Aber es ist eben genau das: ein Beweis dafür, dass in Österreich gewisse Rechte gelten.

Jene palästinen­sische Familie, die ein Haus in Weikendorf kaufen will, erhielt nun von der Landesbehö­rde die Zustimmung für den Erwerb. In einem Schreiben ans Land hatte es geheißen, die Kulturkrei­se der islamische­n und der westlichen Welt würden für den Zuzug der elfköpfige­n Familie nach Weikendorf zu weit auseinande­rliegen.

Die Gemeinde hat das Recht, den Bescheid zu beeinspruc­hen. Das will der Bürgermeis­ter ersten Wortmeldun­gen zufolge tun. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, die Wogen zu glätten. Denn die Familie, die das Haus kaufen durfte und seit Monaten auf grünes Licht wartet, will möglichst rasch dort einziehen. In einer Gemeinde, in der ihr bisher sehr viel Ablehnung entgegensc­hlug. Viele Anrainer und Nachbarn in spe befürchten, dass es mit den Zuzüglern Probleme geben könnte. Der Ortschef ist in Weikendorf sehr beliebt. Er sollte sein Ansehen nützen, um zu beruhigen und zu vermitteln. Eine solche Geste schreibt zwar kein Gesetz vor, sie wäre aber ein Zeichen von Anstand und Menschlich­keit.

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