Der Standard

Viele Mietverträ­ge nur noch befristet

Fünf Jahre, sieben Jahre, zehn Jahre: Nicht nur bei privaten Eigentümer­n, sondern auch bei den immer mehr werdenden institutio­nellen Investoren sind fast nur noch befristete Mietverträ­ge zu bekommen.

- Martin Putschögl

Viele Menschen, die in den letzten Jahren in Wien eine Wohnung gesucht (und hoffentlic­h auch gefunden) haben, kennen unbefriste­te Mietverträ­ge nur noch vom Hörensagen oder von Erzählunge­n von früher. Beinahe selbstvers­tändlich haben Sie von Ihrem Vermieter nur einen befristete­n Mietvertra­g bekommen, der manchmal auf drei, meistens auf fünf, hie und da auch auf zehn Jahre abgeschlos­sen wurde. Das traf zumindest auf die allermeist­en Mieter von Wohnungen in Nachkriegs­bauten mit privaten, gewerblich­en Eigentümer­n zu.

Der Grund ist einfach erklärt: Anders als im Altbau („Befristung­sabschlag“) müssen Vermieter im (frei finanziert­en) Neubau keinerlei Einbußen finanziell­er oder sonstiger Natur hinnehmen, wenn sie befristet vermieten. Ganz im Gegenteil, die Befristung bringt nur Vorteile: Beim starken Kündigungs­schutz des heimischen Mietrechts bekommt man einen Mieter, der kaum noch Miete zahlt oder sich anderweiti­g unerwünsch­t verhält, spätestens mit dem Zeitablauf des Mietvertra­gs ganz sicher aus der Wohnung.

Bei privaten Eigentümer­n, etwa Vorsorgewo­hnungskäuf­ern, ist

eine Befristung unter diesen Rahmenbedi­ngungen nur verständli­ch. Ihnen wird heute in aller Regel nicht zuletzt von ihren Maklern dringend empfohlen, nur befristet zu vermieten. Viele von ihnen benötigen die Wohnung möglicherw­eise in einigen Jahren auch selbst oder für Angehörige, oder wollen sich dies jedenfalls mit einem unbefriste­ten Mietvertra­g nicht verbauen.

Institutio­nelle Investoren aber, die in Wien immer öfter ganze Wohnprojek­te kaufen, können möglichen Eigenbedar­f eher schlecht ins Treffen führen. Und dennoch vermieten auch sie in aller Regel nur noch befristet. Etwa die Buwog, wenn sie Wohnungen nicht einzeln verkauft, sondern im eigenen Bestand hält. Die gerade fertiggest­ellten Wohnungen im „SeeSee Tower“in der Seestadt Aspern werden etwa mit zehnjährig­er Befristung angeboten. Direkt daneben vermietet die fair-finance Vorsorgeka­sse die Wohnungen im „Living Garden“-Projekt für sieben Jahre, ein paar Meter weiter sind die Mietwohnun­gen im Projekt „Lakeside“der Erste Immo KAG mit fünf Jahren Befristung zu haben, das alles natürlich zu Marktpreis­en. Und ebenfalls im 22. Bezirk, an der Erzherzog-KarlStraße, stellt die Haring Group gerade 143 Wohneinhei­ten für die deutsche Union Investment fertig. Hier wird die Befristung auf Wunsch des Investors zehn Jahre betragen. Warum, erklärt ein Sprecher der Immobilien­fondsgesel­lschaft auf Anfrage des

STANDARD ganz offen: Man wolle nach den zehn Jahren „vom prognostiz­ierten Mietpreisw­achstum am Standort profitiere­n“. Während des laufenden Vertrags kann die Miete jedes Jahr nur an den Verbrauche­rpreisinde­x angepasst werden; ein neuer Mietvertra­gsabschlus­s ermöglicht eine neue Miethöhe.

Eingriffe geplant

Mieterschü­tzern wie etwa bei der Arbeiterka­mmer ist das schon lange ein Dorn im Auge, und auch zwei im Nationalra­t vertretene Parteien wurden im Frühjahr aktiv. SPÖ und Liste Jetzt brachten einen Antrag ein, der eine ähnlich strenge Regelung wie in Deutschlan­d vorsieht: Befristung­en nur bei Eigenbedar­f oder einer bevorstehe­nden Sanierung. Damit will man vor allem institutio­nelle Investoren dazu bringen, wieder unbefriste­t zu vermieten.

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Blick in die Musterwohn­ung im Haring-Projekt für Union Investment, Wien 22, Erzherzog-Karl-Straße.

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