LESERSTIMME
Klimasünde Landwirtschaft?
Betrifft: IPCC-Sonderbericht zu Erderwärmung und Landnutzung
„Das sind doch die größten Klimasünder!“Das ist einer von unzähligen Kommentaren rund um die Berichterstattung zum IPCCSonderbericht, welche mich als potenziellen Hofnachfolger fassungslos dastehen lassen. Landwirtschaft als Zerstörer unserer Lebensgrundlage? Hier ein Faktencheck für Österreich: Während die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors seit dem KiotoBasisjahr 1990 um unglaubliche 86,7 Prozent (auf 23,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) gestiegen sind, sanken jene der Landwirtschaft um zehn Prozent (auf 8,2 Mio. Tonnen). Im selben Zeitraum hat die Bevölkerung um 15 Prozent zugenommen, während 42 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe ihre Hoftore aufgrund mangelnder finanzieller Perspektiven für immer schließen mussten.
Die Emissionszahlen zeigen, dass wir Landwirte mit nachhaltigen und umweltschonenden Bewirtschaftungsmethoden etwas gegen den Klimawandel und für die Artenvielfalt unternehmen können und auch wollen. Die Leistungen haben jedoch (noch) keinen Markt, welcher diese auch tatsächlich honoriert. Wir Landwirte sind seit Jahren mit rückläufigen Leistungsabgeltungen und Haushaltsausgaben für Lebensmittel konfrontiert, auf denen unser Einkommen fußt. Von den Auswirkungen des Klimawandels, der globalen Handelsabkommen und eines in unserer Branche nicht vorhandenen Inflationsausgleichs erst gar nicht zu sprechen. Dennoch wird verlangt, dass wir die Lebensmittel noch kostengünstiger produzieren, die Artenvielfalt aktiv fördern und den Klimawandel mit voller Energie bekämpfen, ohne vorzuschlagen, wer für diesen Arbeitsaufwand finanziell aufkommen wird.
Dass 97 Prozent der Bevölkerung nun drei Prozent der Bevölkerung weismachen wollen, wie sie ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften haben, während sie weiterhin mit Billigfliegern reisen, immer größere Autos kaufen und stets das neueste Smartphone haben müssen, finde ich auf Basis dieser Fakten doch etwas vermessen.