Der Standard

Türkiser Schmäh

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Die ÖVP will die Identitäre­n verbieten. Das soll sogar Bedingung für eine Koalition mit der Identitäre­n-affinen FPÖ sein.

Wir haben hier wieder Gelegenhei­t, das Phänomen „türkiser Schmäh“zu studieren. Unter „türkisem Schmäh“(auch: „türkiser Trick“, „türkise Täuschung“) versteht man inzwischen eine politische Maßnahme und/oder Forderung, die zunächst plausibel, jedenfalls aber populär klingt; die jedoch zur Behebung des Problems völlig ungeeignet, ja sogar kontraprod­uktiv ist.

Die Identitäre­n sind zweifellos rechtsextr­em. Aber Rechtsextr­emismus ist in Österreich nicht verboten, es sei denn in Form der NS-Wiederbetä­tigung. Wollte man das Vereinsges­etz so umschreibe­n, dass man die Identitäre­n verbieten kann, würde das vor dem Verfassung­sgerichtsh­of sicher nicht halten. Oder man wird so allgemein, dass man der Willkür Tür und Tor öffnet, wenn man versucht festzuschr­eiben, was eine strafrecht­lich zu ahndende „gefährlich­e Ideologie“ist, „ganz gleich, aus welcher Ecke sie kommt“(Sebastian Kurz). Und, nebenbei: So viel Unterschie­d zwischen Identitäre­n und FPÖ gibt es auch nicht ...

Damit reiht sich dieser Pseudoanti­faschismus unter die „türkisen Schmähs“wie die „Patientenm­illiarde“, das „Bargeld in der Verfassung“oder das „Sparen im System“, das zu einer massiven Aufblähung der türkis-blauen Ministerka­binette geführt hat.

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