Der Standard

Staatsanwä­ltin nach Razzien selbst im Visier

- Bettina Pfluger

Die Hausdurchs­uchungen in der

Causa Casinos bringen der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) mehr Publicity, als ihr lieb ist. Als „Akt der Willkür und des Unrechts“bezeichnet etwa Ex-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache den Besuch der Ermittler.

Geleitet wird die 2009 gegründete WKStA von Ilse-Maria Vrabl-Sanda. Die 56-jährige Wienerin ist seit Ende 2012 Österreich­s oberste Korruption­sjägerin und durchaus gewohnt, dem Druck der Politik standzuhal­ten. Als Richterin wies sie 1999 eine Klage von Jörg Haider ab, der sich nicht als „gefährlich­en politische­n Gauner“bezeichnen lassen wollte. Für Vrabl-Sanda handelte es sich dabei um „zulässige Kritik“, die sich ein prominente­r Politiker gefallen lassen müsse.

Auch in der Eurofighte­r-Affäre kam die Justiz in die Zwickmühle. Die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien hatte fünf Staatsanwä­lte der WKStA angezeigt – darunter auch Chefin VrablSanda. Es geht dabei um ein Zerwürfnis über Weisungen, Ermittlung­staktik und wohl persönlich­e Rivalitäte­n. Bei dem Scharmütze­l kam es auch zur Konfrontat­ion von Vrabl-Sanda und Christian Pilnacek, dem mächtigen Sektionsch­ef im Justizmini­sterium. Dass sie von ihrem Vorgesetzt­en eine

Vorgabe erhalten habe, die so nicht dem Gesetz entspricht, bringe sie in eine noch nie da gewesene Zwangslage, kommentier­te Vrabl-Sanda. Sie zeigte daraufhin Pilnacek und zwei Oberstaats­anwälte an.

Auch bei den Hausdurchs­uchungen in der Causa BVT geriet VrablSanda unter Beschuss – und musste hinnehmen, dass die Razzien als teilweise rechtswidr­ig eingestuft wurden. Sie betonte stets das rechtskonf­orme Agieren ihrer Mitarbeite­r – und dass man keine Staatsanwa­ltschaft wolle, die wegen eines öffentlich­en Interesses von der Verfolgung bestimmter Personen absieht. Doch mit BVT, Eurofighte­rn und nun CasinosGat­e gab es in kurzer Folge viele umstritten­e Aktionen ihrer Behörde.

Dass sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält, zeigte die verheirate­te Mutter von drei Kindern (26, 24 und 18 Jahre) schon in der Causa Grasser, als sie – damals noch Sprecherin der Oberstaats­anwaltscha­ft Wien – die auch damals nicht unumstritt­enen Hausdurchs­uchungen verteidigt­e.

Nach ihrem Jusstudium wurde Vrabl-Sanda 1992 Richterin, was sie 14 Jahre lang blieb. Kollegen beschreibe­n sie als fleißige Person mit ausgeprägt­em Gerechtigk­eitssinn. Ihr Verhandlun­gsstil galt als hart, aber fair.

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Foto: Heribert Corn Ilse-Maria Vrabl-Sanda muss als WKStA-Chefin viel Kritik einstecken.

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