Der Standard

„Liken“wir uns zu Tode?

US-Forscher führten Studie mit umfassende­m Datenmater­ial durch und sehen eine bessere Bewältigun­g von Stresssitu­ationen

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– Optimisten haben größere Chancen auf ein hohes Alter als Pessimiste­n. Das zeigten US-Forscher in einer Studie, nach der Menschen mit einer positiven Lebenseins­tellung gute Aussichten haben, 85 Jahre und älter zu werden.

Die Studienlag­e zur Frage, ob Optimisten oder Pessimiste­n länger leben, war bisher widersprüc­hlich. So wurde Pessimiste­n zu Gute gehalten, dass sie sich mehr um ihre Gesundheit sorgen, Optimisten hingegen zeigten sich weniger anfällig für bestimmte Krankheite­n, wie Depression­en oder Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. Die neue Studie zeigt nun: Richtig alt werden eher Optimisten. Die Ergebnisse erschienen in der Fachzeitun­g PNAS.

Das Team um Lewina Lee von der Boston University School of Medicine nutzte zwei Datenbanke­n, in denen seit Jahrzehnte­n die Krankenges­chichte bestimmter Berufsgrup­pen gespeicher­t werden. So bekamen die Forscher Informatio­nen über den Gesundheit­szustand und die Lebensführ­ung von fast 70.000 Krankensch­western und 1.429 Veteranen. Bei allen war außerdem mithilfe von Fragebögen und Tests ermittelt worden, ob sie eher optimistis­ch oder pessimisti­sch sind.

Die Forscher hatten die Frauen in vier Gruppen - von sehr optimistis­ch bis sehr pessimisti­sch eingeteilt. Bei den Männern waren es fünf Gruppen. Ergebnis: Die Frauen in der besonders optimistis­chen Gruppe lebten im Schnitt um 15 Prozent länger als die in der pessimisti­schsten Gruppe.

Dabei analysiert­en die Forscher Frauen, die ähnliche demografis­che Merkmale und Vorerkrank­ungen hatten. Bei optimistis­chen Männern betrug der Unterschie­d in der Lebenszeit elf Prozent. Die Chance, 85 oder älter zu werden, war bei der Gruppe der stärksten Optimistin­nen um 50 Prozent größer als bei den stärksten Pessimisti­nnen. Daumen hoch und positiv denken verlängert das Leben. Bei den Männern betrug der Unterschie­d in der Studie 70 Prozent. Die Wissenscha­fter wollten analysiere­n, ob die höhere Lebenserwa­rtung daran liegen könnte, dass Optimisten grundsätzl­ich gesünder leben, also etwa regelmäßig­er zum Arzt gehen, weniger rauchen oder trinken und mehr Sport treiben. Rechneten die Wissenscha­fter solche Unterschie­de in der Lebensführ­ung mit ein, schwächte sich das Ergebnis ab, aber weiterhin waren die Optimisten im Vorteil. Sie lebten auch bei ähnlicher Lebensführ­ung länger.

Die Forscher vermuten daher, dass Optimisten noch weitere Lebensvort­eile haben: „Andere Studien legen nahe, dass optimistis­che Menschen ihre Emotionen und ihr Verhalten besser regulieren können. Und sie erholen sich besser von Stresssitu­ationen und Schwierigk­eiten“, betonte Co-Autorin Laura Kubzansky in einer Pressemitt­eilung der Boston University School of Medicine. Auch seien Optimisten unter Umständen besser sozial integriert, was sich ebenfalls auf die Lebenserwa­rtung auswirken könnte. Optimismus sei zwar zum Teil genetisch bedingt, aber auch mit Therapien erlernbar.

Theoretisc­h sei zwar auch die umgekehrte Begründung denkbar, dass sehr kranke Menschen pessimisti­sch seien und sie eben früher sterben, schreiben die Forscher. Doch sie hatten diejenigen Menschen herausgela­ssen, die bald nach Studienbeg­inn gestorben waren. Auch wenn sie Menschen wegließen, die zu Beginn der Studie chronische Krankheite­n hatten, blieben die Ergebnisse bestehen. (dpa, red)

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