Der Standard

Strache blitzte vorerst in Hamburg mit Anzeige wegen Ibiza-Video ab

Bierlein: Kanzleramt­sdaten durften vernichtet werden

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Hamburg

– Der im Zuge der IbizaAffär­e zurückgetr­etene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat vorerst eine juristisch­e Niederlage in Deutschlan­d erlitten. Die Generalsta­atsanwalts­chaft Hamburg gab bekannt, dass ein Verfahren gegen alle Mitwirkend­en an der Herstellun­g, Verbreitun­g und Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos – „insbesonde­re auch Verantwort­liche des Spiegel-Verlags beziehungs­weise Spiegel-Online“– eingestell­t worden ist. Strache hatte Anzeige erstattet. Er legte Beschwerde gegen die Entscheidu­ng ein.

In München läuft ein Verfahren nach einer weiteren Strafanzei­ge Straches noch. (red)

– Die Schredder-Affäre im Kanzleramt unter Sebastian Kurz ist aus Sicht von Übergangsk­anzlerin Brigitte Bierlein auf den ersten Blick keine Affäre: Die eiligst vernichtet­en Datenträge­r seien „nach den mir vorliegend­en Informatio­nen“keine Akten im Sinne des Bundesarch­ivgesetzes, weil es sich nur um Kopien handelte, nicht um Originalda­ten – sie mussten also nicht dem Staatsarch­iv zugeführt werden. Das geht aus mehreren parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortunge­n aus dem Kanzleramt hervor.

Eine Vernichtun­g von bestimmten Datenträge­rn sei durchaus üblich, heißt es in der Beantwortu­ng. Dass dies bei einer privaten Firma geschah und nicht wie üblich bei der zentralen Vernichtun­gsstelle des Bundes in Sankt Johann in Pongau, erkläre sich durch die Außergewöh­nlichkeit des Misstrauen­svotums, so die Kanzlerin sinngemäß: Eine lange Vorbereitu­ng der Amtsüberga­be sei in diesem Fall nicht möglich gewesen.

Leiter war involviert

Wer aber trägt Sorge dafür, dass keine archivrele­vanten Daten vernichtet werden? Diese Aufgabe „obliegt den jeweiligen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn selbst“, heißt es in der Beantwortu­ng. Laut Bierlein waren zudem mehrere Bedienstet­e des Kanzleramt­s über die Schreddera­ktion informiert: einerseits der Leiter der Präsidiald­irektion, der Leiter der Serviceabt­eilung, der Leiter der IKT-Infrastruk­tur und weitere Mitarbeite­r dieser Abteilung. Bei den Datenträge­rn habe es sich um Speicherme­dien von „Multifunkt­ionsgeräte­n“aus den Kabinetten am Ballhauspl­atz gehandelt, die sich nicht in Bundeseige­ntum befanden, sondern nur geleast waren. Die Frage, inwieweit das Vorgehen rechtens war, will Bierlein übrigens nicht beantworte­n: Dies sei Gegenstand der derzeit anhängigen strafrecht­lichen Ermittlung­en.

Dass der Mitarbeite­r einen falschen Namen verwendet hatte und darüber hinaus die Rechnung an das Unternehme­n Reisswolf nicht bezahlte, sei keine direkte Angelegenh­eit des Kanzleramt­es, wurde auf die polizeilic­hen Ermittlung­en verwiesen.

Mehrere Fragen widmen sich dem Schreddern in der Ära des früheren SPÖ-Bundeskanz­lers Christian Kern. Auch die damaligen Datenverni­chtungen seien legitim gewesen, konstatier­t das Kanzleramt.

Fünfzehn Kapitel, 82 Seiten und 250-mal das Wort „Klima“. Am Montag wurde im Wiener Volksgarte­n das grüne Wahlprogra­mm präsentier­t. Nicht nur bei der Wortanzahl, sondern auch optisch steht der Klimaschut­z im Mittelpunk­t des dicht bedruckten Heftes: In jedem Kapitel gibt es giftgrüne Infoboxen, mit denen Querverbin­dungen aller anderen Themen zum Klimawande­l hergestell­t werden. Im Gesundheit­skapitel wird auf die grassieren­den Hitze-Todesfälle hingewiese­n, im Rahmen der Frauenpoli­tik heißt es, die fossile Energiewir­tschaft sei „übrigens stark männlich dominiert“. Parteichef Werner Kogler sagt: „Die Grünen sind eine Vollsortim­entpartei.“Der gegenwärti­gen Popularitä­t des Klimaschut­zes bei den anderen Parteien traut Kogler nicht so recht über den Weg: „Die keppeln uns jetzt alles nach, aber schauen wir einmal, was das dann wirklich heißt.“

Viele Forderunge­n des grünen Wahlprogra­mms sind bereits bekannt. So schwebt der Partei ein von Experten geleiteter „Klimacheck“bei allen neuen Gesetzen, Verordnung­en und Infrastruk­turplänen vor. Für andere Vorschläge

hat man sich neue Begriffsko­mbinatione­n ausgedacht, die das Wort „Klima“beinhalten. Dass die umweltschä­dlichen Steuerbegü­nstigungen bei Diesel und Heizöl abgebaut und staatliche Subvention­en des Straßenver­kehrs zurückgefa­hren werden sollen, bezeichnen die Grünen dementspre­chend als „Klimakassa­sturz“.

Umweltzoll und Mindestloh­n

Um umweltvers­chmutzende Produktion­sweisen preislich weniger attraktiv zu machen, werben die Grünen für die Einführung eines CO2-Mindestpre­ises, also eine CO2-Steuer. Mit den Einnahmen aus dieser Steuer soll im Gegenzug eine Entlastung des Faktors Arbeit und ein „Öko-Bonus“finanziert werden. Jeder Bürger würde auf diese Weise 500 Euro jährlich ausbezahlt bekommen, rechnen die Grünen. In diesem Zusammenha­ng findet sich auch ein weniger bekannter Programmpu­nkt, nämlich die Einführung von Zöllen an der EU-Außengrenz­e, sofern Importprod­ukte CO2-intensiv erzeugt wurden.

Bei der Lohnpoliti­k ist man sich in den Grundzügen mit der SPÖ einig. Mit 1750 Euro liegt der von den Grünen gewünschte MindestDi lohn um 50 Euro höher als der sozialdemo­kratische. Allerdings sind die Grünen für eine gesetzlich­e Verankerun­g, während die SPÖ auf die Kollektivv­ertragsver­handlungen der Sozialpart­ner setzt.

Die Generation der über 65-Jährigen – derzeit keine Hochburg der Grünwähler­schaft – will die Partei mit der Einführung einer steuerfina­nzierten „Grundpensi­on“in Höhe von 900 Euro ködern. Sprich: einem bedingungs­losen Grundeinko­mmen für Pensionist­en, denn „jene Gelder, die über Beitragsle­istungen erworben wurden, werden dazugerech­net“, heißt es im Wahlprogra­mm. Ansonsten wird das bedingungs­lose Grundeinko­mmen als heikler Punkt sprachlich umschifft. An einer Stelle wird etwa eine „Grüne Grundsiche­rung“gefordert, die jedoch recht schwammig beschriebe­n wird. Im Rahmen eines problembez­ogenen „Fahrplans haben die Betroffene­n individuel­len Anspruch auf soziale Absicherun­g“in Höhe der Armutsgefä­hrdungssch­welle – diese liegt gegenwärti­g bei einem Einkommen von 1015 Euro im Monat. Wie lange dieser „Fahrplan“währt, wird jedoch nicht näher ausgeführt. Mi Do Fr Sa

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Der grüne Bundesspre­cher Werner Kogler führt eine „Vollsortim­entpartei“in die Wahl.

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