Der Standard

Wechsel im Rollenfach

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Also wenn so eine Grande Dame autrichien­ne, so eine mit dem g’wissen je ne sais quoi, also wenn die die contenance verliert und sich total echauffier­t und ganz fâchée beinahe vergisst, dass sie eine Dame ist; also wenn eine aus einer großen alten Schauspiel­erdynastie, die lange auf die Rolle der mère

noble abonniert war, auf einmal zu schimpfen anfängt wie eine

hantige Bissgurn bei Nestroy – dann stehen wir vor dem neuesten Kunststück der Inszenieru­ngsfirma Sebastian Kurz und Cie.

Die Schauspiel­erin Christiane Hörbiger hat für die türkise ÖVP ein Video gedreht, in dem sie bitterlich die Abwahl von Sebastian durch eine Parlaments­mehrheit beklagt (weil er doch so ein talentiert­er Bub ist) und gleichzeit­ig die SPÖChefin Pamela Rendi-Wagner als „vollkommen verblödet“beschimpft, weil sie diesem Sakrileg zugestimmt hat.

Rendi-Wagner hat klug gekontert und ganz ruhig und beinahe verständni­svoll ein klärendes Gespräch angeboten. Was abgelehnt wurde.

Frau Hörbiger hat natürlich ein Recht auf ihre Kurz-Verehrung. Man kann auch der Meinung sein wie Frau Hörbiger, dass er der Salvator Austriae ist; die meisten in ihrer Familie denken da übrigens anders und blenden etwa die Koalition mit der FPÖ nicht aus. Aber gleichzeit­ig ist im gehobenen Bürgertum eine merkbare Enttäuschu­ng über Kurz feststellb­ar, und deshalb wurde das Video wohl gedreht.

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