Dornauer gibt Interview in rechtsextremem Magazin
Das Magazin „Info-Direkt“lotet die Grenze zum Neonazismus aus – Auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz wird darin befragt
Um den Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer kehrt vorerst keine Ruhe ein. Nach seinem sexistischen Sager im Tiroler Landtag stand Dornauer vor wenigen Wochen wegen des neuen Auftritts seiner Landespartei wieder in den Schlagzeilen. Im Stil der „Neuen Volkspartei“hatte er das seit vielen Jahren an der Landesparteizentrale angebrachte SPÖ-Symbol, eine rote Rose, mit seinem eigenen Konterfei überkleben lassen. Jetzt wird bekannt, dass der Tiroler Sozialdemokrat dem rechtsextremen Magazin Info-Direkt ein Interview gegeben hat.
In dem zweiseitigen Gespräch, das laut Tiroler SPÖ telefonisch stattfand, kritisiert er den Zwölfstundentag und nennt die Nachbesserung beim Familienbonus als Koalitionsbedingung. Eine Koalition mit der FPÖ schließt er nicht „kategorisch“aus. Damit widerspricht er der SPÖ-Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner. Seit dem Ibiza-Skandal ist die Partei für sie „nicht regierungsfähig“.
Auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beantwortete in derselben Ausgabe des rechtsextremen Magazins drei Fragen. Erst
kürzlich gab die ÖVP bekannt, dass dieses Interview weder ausgemacht noch autorisiert gewesen sei. Ein Redakteur des Magazins habe sich während Kurz’ Bundesländertour einfach dazugestellt.
SPÖ-Landesparteichef Dornauer war laut seiner Partei vom Anruf des Magazins überrascht worden, habe sich dann aber bewusst für das Interview entschieden.
Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) kleidet Info-Direkt „klassisch rechtsextreme Weltanschauung in ein modernes Gewand“und lotet „die Grenze zum Neonazismus“ aus. Das Ziel des Magazins ist es, als „Brückenmedium für unterschiedliche Spektren der extremen Rechten zu fungieren“. Wie sich ihr Chef in diesem Milieu wiederfinden kann, erklärt die SPÖ Tirol dem STANDARD so: Dornauer habe sich spontan dafür entschieden, auch in diesem Medium sozialdemokratische Positionen zu artikulieren. Jedoch bedeute das Interview „auf keinste Weise, dass die Blattlinie des Mediums unterstützt wird“.
Nähe zu Identitären
Zuletzt war das Magazin in der Diskussion über die geforderte Distanzierung der FPÖ von den Identitären Thema. Bei InfoDirekt schreiben regelmäßig Mitglieder der rechtsextremen Gruppe. Mehrere FPÖ-Mitglieder hielten Anteile am Magazin, trennten sich im Mai aber von diesen. Zudem inserierten viele der von der FPÖ geführten Ministerien in dem Blatt.
Immer wieder tauchen gegen Info-Direkt Plagiatsvorwürfe auf. Mehrfach sollen Passagen aus Tageszeitungen und aus populärwissenschaftlichen Texten übernommen worden sein. (lalo)