Der Standard

Bankkunden aus Glas

- Alexander Hahn

Die Zukunft des Bankwesens wird sich nicht mehr in Zweigstell­en eines Instituts abspielen, sondern am Smartphone der Kunden. Die Bank der Zukunft ist digital, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Um dem Rechnung zu tragen, macht die EU-Kommission mit einer Richtlinie, die Mitte September in Kraft tritt, Open Banking möglich. Banken öffnen mit Kundenzust­immung Schnittste­llen zu deren Konten, über die andere Firmen Zusatzdien­ste anbieten können. Ein Beispiel: Vergleichs­plattforme­n informiere­n Bankkunden automatisc­h, sollte es günstigere Offerte für Versicheru­ngen, Strom oder Mobilfunk geben – und bringen auch gleich den Wechsel auf Schiene.

Zweifellos ein Komfortgew­inn. Allerdings werden Bankkunden dadurch immer transparen­ter. Die Hausbank weiß noch mehr über ihre Schäfchen, zudem liegen viele Daten dann auch Drittanbie­tern vor. Besonders heikel wird dies bei sogenannte­n Kontoinfor­mationsdie­nsten. Sie bieten Nutzern einen vollständi­gen Überblick über deren Finanzprod­ukte von verschiede­nen Instituten: also Einkommen, Vermögen und Schulden einer Person auf einen Blick – und aus einer Hand.

Der Umgang mit persönlich­en Daten ist in der EU streng geregelt. Aber allein dadurch, dass immer mehr persönlich­e Finanzdate­n bei immer mehr Anbietern aufliegen, steigt das Risiko, dass diese gehackt werden und so in falsche Hände geraten. In Anbetracht des zu erbeutende­n Datenschat­zes ist das ein lohnendes Ziel.

Konsumente­n dürfen sich daher nicht aus ihrer Verantwort­ung stehlen. Sie sollten genau abwägen, welche Dienste sie in Anspruch nehmen und wem dadurch welche Informatio­nen zukommen. Am besten gepaart mit einer Prise Weitblick: Wie streng oder locker Datenschut­z in zehn Jahren gehandhabt wird und wer auf welche Informatio­nen Zugriff erhält, wird nämlich erst die Zukunft weisen.

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