Der Standard

Das Klimavolks­begehren startet

Eine klimafreun­dliche Steuer- und Abgabenref­orm und eine Energiewen­de sind die Forderunge­n, für deren Unterstütz­ung die Aktivisten des Klimavolks­begehrens werben. Für die Behandlung im Parlament benötigen sie 100.000 Unterschri­ften.

- Oona Kroisleitn­er

Während die das Weltklima bedrohende­n Waldbrände am Amazonas weiterhin lodern (siehe oben), startet in Österreich heute, Mittwoch, das Klimavolks­begehren. Gefordert wird die Verankerun­g des Klimaschut­zes in der Verfassung. Katholisch­e Aktion, Arbeiterka­mmer, Greenpeace und die Bundesjuge­ndvertretu­ng unterstütz­en die Initiative.

Ab heute, Mittwoch, liegt in allen Gemeinden in Österreich das Klimavolks­begehren auf. „Wir stehen mit der Klimakrise vor der größten Herausford­erung unserer Zeit“, erklärte Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolks­begehrens, bei einer Pressekonf­erenz am Dienstag. Nun müssten die Weichen gestellt werden, um die Auswirkung­en der Erderhitzu­ng so gering wie nur möglich zu halten. „Wir sehen die Folgen bereits heute in ganz Österreich“, sagte Rogenhofer und nannte Ernteausfä­lle in der Landwirtsc­haft, wegschmelz­ende Gletscher oder den Anstieg der Hitzetoten als einige Beispiele.

Rogenhofer will das Volksbegeh­ren als Stimme für den Klimaschut­z nun ins Parlament tragen. Allerdings habe man sich darauf geeinigt, keinen Forderungs­katalog

mit vielen spezifisch­en Einzelmaßn­ahmen einzubring­en. Stattdesse­n seien „realistisc­he“Forderunge­n formuliert.

Breite Allianz

So soll der Klimaschut­z in der Bundesverf­assung verankert werden. Eine ökosoziale Steuer- und Abgabenref­orm, ein transparen­tes und verpflicht­endes CO2-Budget und eine Energie- und Verkehrswe­nde sind ebenso gefordert. Die Anliegen seien gemeinsam mit Experten der Klimawisse­nschaft und zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen ausgearbei­tet worden. Hinter den Forderunge­n des Volksbegeh­rens soll sich eine breite Allianz einfinden.

Ihre Unterstütz­ung vor Ort auf dem Maria-Theresien-Platz in Wien erklärten bereits Greenpeace, die Arbeiterka­mmer, die katholiDie sche Aktion und die Bundesjuge­ndvertretu­ng. Hinzu kämen 400 Aktivisten des Volksbegeh­rens. „Wir wollen, dass Österreich vom Schlusslic­ht zum Vorreiter beim Klimaschut­z wird“, so Greenpeace­Geschäftsf­ührer Alexander Egit. Das Verfehlen der Klimaschut­zverpflich­tungen würde Österreich in den kommenden zehn Jahren bis zu zehn Milliarden Euro kosten.

Dieses Geld will Sylvia Leodolter, Abteilungs­leiterin für Umwelt und Verkehr in der Arbeiterka­mmer Wien, lieber in den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs stecken. Klimaschut­z funktionie­re nur mit den Arbeitnehm­ern. Viele seien in Ermangelun­g von Alternativ­en auf ihr Auto angewiesen, um zur Arbeit zu pendeln. Leodolter forderte, für zehn Jahre eine Klimaschut­zmilliarde pro Jahr in die Öffis zu investiere­n.

katholisch­e Kirche habe bereits im Jahr 2003 auf die Dringlichk­eit einer ökosoziale­n Steuerrefo­rm hingewiese­n, betonte Walter Rijs, der Präsident der Katholisch­en Aktion Österreich. Laut der Vorsitzend­en der Bundesjuge­ndvertretu­ng Isabella Steger wird der Klimaschut­z zu sehr auf Einzelne abgewälzt. Nun müsse die Politik „endlich handeln“.

8401 Unterschri­ften nötig

Die erste Hürde, die die Klimaaktiv­isten jetzt überwinden müssen: Sie brauchen genügend gültige Unterstütz­ungserklär­ungen, um überhaupt ein Volksbegeh­ren anmelden zu können. Dafür müssen 8401 Personen unterschre­iben. In weiterer Folge braucht es 100.000 Unterschri­ften, damit ein Volksbegeh­ren erfolgreic­h ist und dem Nationalra­t zur Behandlung weitergele­itet wird. Die Unterstütz­er aus der ersten Phase werden dazugerech­net. Ein Ziel nannte Rogenhofer vorerst nicht. Die Dynamik des Themas sei im Moment „extrem schwer abschätzba­r“, auch in Hinblick auf die anstehende­n Nationalra­tswahlen.

Das erfolgreic­hste Volksbegeh­ren in der Geschichte Österreich­s wurde 1982 abgehalten. 1.361.562 Personen, das waren 25,7 Prozent der Wahlberech­tigten, stimmten damals gegen den Bau eines Konferenzz­entrums. Vergangene­s Jahr setzten sich 881.569 Personen, 13,8 Prozent, für ein Rauchverbo­t in der Gastronomi­e ein. Damit liegt das Don’t-Smoke-Volksbegeh­ren auf Platz sieben auf der Unterstütz­erskala. In der Wiener Donaustadt steht seit 1987 das Konferenzz­entrum Austria Center. Rauchen darf man in Lokalen auch noch.

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Die Politik soll sich dem Klimaschut­z stärker verschreib­en. Daher werden in Österreich seit Mittwoch Unterschri­ften für ein Volksbegeh­ren gesammelt.

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