Der Standard

Bolsonaro stellt Bedingunge­n für Amazonas-Hilfe

Brasiliens Präsident Bolsonaro will die Soforthilf­e von 20 Millionen Euro nur annehmen, wenn Emmanuel Macron seine „Beleidigun­gen“zurücknimm­t. Zugleich attackiert er auf Facebook Brigitte Macron.

- Susann Kreutzmann

Brasilien braucht keine fremde Hilfe, zumindest nicht von den Europäern – und erst recht nicht von Frankreich. So lässt sich die erste Reaktion des ultrarecht­en Präsidente­n Jair Bolsonaro und seiner Ministerri­ege knapp zusammenfa­ssen. Dabei geht es nicht um die Sache – also das schnelle Löschen der verheerend­en Waldbrände im Amazonasbe­cken –, sondern um eine Grundsatzd­ebatte, angeheizt durch einen persönlich­en Streit Bolsonaros mit Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron.

„Unser Haus brennt“, schrieb Gastgeber Macron zu den Bränden des Amazonas-Regenwalds vor dem G7-Gipfel in Biarritz und sprach von einer „internatio­nalen Krise“. Doch Bolsonaro witterte reflexmäßi­g einen Angriff auf die Souveränit­ät seines Landes und warf Macron „koloniales Denken“vor. Mit dem gleichen Argument lehnt er zunächst die von den G7-Staaten angebotene Soforthilf­e in Höhe von rund 20 Millionen Euro zum Löschen der Waldbrände und für spätere Wiederauff­orstung ab.

Für Bolsonaro ist das Hilfsangeb­ot nur ein weiteres Beispiel für die Überheblic­hkeit der reichen Europäer. Macron verstecke seine Absichten hinter einer „Allianz der G7-Staaten zur Rettung des Amazonas“, twitterte Bolsonaro. „Als ob wir eine Kolonie oder ein Niemandsla­nd wären“, empörte er sich. Kabinettsc­hef Onyx Lorenzoni legte nach und sagte, das Geld sei für die Aufforstun­g europäisch­er Wälder nützlicher.

Später stellte Bolsonaro für die Annahme der Hilfe Bedingunge­n. „Zunächst sollte Macron die Beleidigun­gen gegen mich zurücknehm­en“, sagte er. „Er hat mich einen Lügner genannt. Und dann hat er noch die Souveränit­ät des Amazonasge­biets infrage gestellt.“

Die Waldbrände wüten indes weiter, vor allem in den Bundesstaa­ten Roraima, Rodônia und Mato Grosso do Sul. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwa­ltschaft, denn hinter den Feuern stehen ökonomisch­e Interessen. Die Rechnung ist simpel: 1000 Hektar Fläche bringen mindestens eine Million Reais (rund 200.000 Euro) Gewinn für die Farmer.

Vergeblich­er Hilferuf

Es gebe den Verdacht, dass zahlreiche Waldbrände von langer Hand vorbereite­t worden seien, erklärte Generalsta­atsanwälti­n Raquel Dodge. Mindestens 70 Farmer sollen sich per Whatsapp zu einer „Aktion Feuer“verabredet haben. Die Umweltschu­tzbehörde Ibama erhielt vorab Kenntnis davon und bat Bundespoli­zei und Justizmini­sterium um Hilfe. Die Anfrage wurde aber laut brasiliani­schen Medien abgelehnt. Vorsichtig­en Schätzunge­n zufolge sind inzwischen mindestens 40.000 Hektar Regenwald zu Asche verbrannt. Die einzigarti­ge Biodiversi­tät der Region ist Experten zufolge für immer beschädigt.

Überschatt­et wird der Streit über die internatio­nale Hilfe noch von abfälligen Kommentare­n Bolsonaros. Auf Facebook postete er ein Bild, das Brigitte Macron zeigt und schrieb dazu: „Versteht ihr jetzt, warum Macron Bolsonaro bedrängt?“Er wette, dass Macron neidisch auf ihn sei, schrieb Bolsonaro. Dazu folgte ein Bild von Bolsonaros dritter Frau Michelle, die 27 Jahre jünger ist als er selbst.

Viele Brasiliane­r reagierten entsetzt. Unter dem Hashtag #PardonBrig­itte machten sie klar, wie skandalös und unverzeihl­ich sie das Verhalten ihres Präsidente­n finden. „Dieser sogenannte Präsident repräsenti­ert nicht Brasilien!“, heißt es in zahlreiche­n Tweets. Kommentar Seite 32

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Die brasiliani­sche Feuerwehr löscht im Amazonas-Gebiet nahe der Stadt Porto Velho einen der zahlreiche­n Brände.

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