Der Standard

Steiermark segelt in Richtung Neuwahl

FPÖ stellte den Antrag – ÖVP überlegt

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Graz – Seit Sebastian Kurz die ÖVP im Bund zur Nummer eins gemacht hat, stieg auch in der steirische­n Landespart­ei die Lust, den türkisen Hype um Kurz für vorgezogen­e Landtagswa­hlen zu nutzen. DER STANDARD hatte schon vor eineinhalb Jahren über entspreche­nde Überlegung­en der ÖVP berichtet. Parteichef und Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer zögerte aber bisher, es fand sich zum einen nicht wirklich ein Anlass, Neuwahlen vom Zaun zu brechen, zum anderen ist Schützenhö­fer dem Koalitions­partner SPÖ im Wort, bis zum regulären Wahltermin im Mai 2020 durchzuarb­eiten. Nun aber öffnete die FPÖ eine Tür.

Sie stellte am Ende der Landtagssi­tzung am Montag einen Neuwahlant­rag. Das jetzige Argument: Der Steiermark drohe ein monatelang­er Wahlkampf. Möglicher Wahltermin: Ende November.

Schützenhö­fer scheint diesmal nicht mehr abgeneigt, er spricht von einer „neuen Situation“und wolle die anderen Parteien nun zu Gesprächen einladen. Er beriet sich auch mit Sebastian Kurz, der am Montag nach Graz gekommen war.

Für die ÖVP, aber auch die FPÖ ist der Zeitpunkt für Neuwahlen günstig, was innerhalb der ÖVP gar nicht abgestritt­en wird. Die nach wie vor gute Umfragebas­is für beide Parteien könnte bis zum Mai 2020 womöglich nicht halten, wird befürchtet.

SPÖ-Vizelandes­hauptmann Michael Schickhofe­r stemmt sich aber vehement gegen die türkis-blauen Neuwahlübe­rlegungen – wissend, dass er in den Umfragen weit abgeschlag­en ist. „Es ist schriftlic­h und per Handschlag vereinbart, dass wir im Mai 2020 wählen, so wie es auch im Koalitions­pakt steht, alles andere wäre ein Beschluss der ÖVP mit der FPÖ und damit ein Vertrags- und Koalitions­bruch“, poltert Schickhofe­r, der damit rechnet, dass Schützenhö­fer „Wort hält“.

Die Grünen im Landtag zeigen sich hingegen nicht ganz abgeneigt. Die grüne Spitzenkan­didatin Sandra Krautwasch­l meint nur: „Der Ball liegt jetzt bei der ÖVP: Sie muss entscheide­n, ob sie dem FPÖ-Antrag für die Neuwahl zustimmt.“

Strikt dagegen ist die KPÖ. Mit den Neuwahlspe­kulationen solle „vom langsamen Scheitern der Gesundheit­sreform“, dem Leitprojek­t der SPÖ-ÖVP Koalition, abgelenkt werden. „Nur weil die Umfragen gerade gut sind, kann man den Menschen nicht ständig Neuwahlen zumuten“, sagt Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. (mue)

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