Der Standard

Williams und die Geschichte

Der Sieg im Damenturni­er der US Open kann wieder nur über Superstar Serena Williams führen. Den Beweis lieferte die 23-malige Major-Siegerin gegen eine ehemalige Nummer eins. Die Veranstalt­er übten schon einmal eine Verbeugung vor der Grande Dame.

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Maria Scharapowa ist neben Serena Williams die einzige Aktive, die alle GrandSlam-Turniere zumindest einmal gewonnen hat. Dennoch hatte die 32-jährige Russin gegen die 37jährige Grande Dame des Tennisspor­ts zum Auftakt der US Open nicht den Hauch einer Chance und ging binnen 58 Minuten mit 1:6, 1:6 unter.

Williams, die noch vor zwei Wochen im Finale von Toronto wegen Rückenschm­erzen gegen die Kanadierin Bianca Andreescu aufgeben musste, wirkte gegen Scharapowa geradezu befreit und ließ sich nach dem 20. Sieg im 22. Duell mit der ehemaligen Nummer eins vom Publikum feiern.

Diesmal mischten sich keine Missfallen­skundgebun­gen ins Getöse, die an das skandalöse Vorjahresf­inale gegen die Japanerin Naomi Osaka erinnert hätten. Damals

hatte Williams nach einer Verwarnung wegen illegalen Coachings Schiedsric­hter Carlos Ramos „Lügner“und „Dieb“geheißen, um dem portugiesi­schen Routinier danach Sexismus zu unterstell­t. Das Publikum hatte sich zum Großteil auf ihre Seite geschlagen und selbst die Siegerehru­ng noch mit Buhrufen gestört. Osaka wirkt nach ihrem ersten Major-Triumph nicht gerade überglückl­ich.

Williams war für ihren Ausraster vom Tenniswelt­verband (ITF) mit einer Geldstrafe in Höhe von 17.000 Dollar belegt worden. Diesbezügl­ich Wiedergutm­achung leistet der Veranstalt­er der US Open, der nationale Tennisverb­and (USTA), indem er Headschied­srichter Ramos diesmal weder Partien von Serena Williams noch von deren Schwester Venus Williams leiten lässt.

Gehoben hat die Stimmung der Williams-Schwestern auch die Enthüllung einer Büste der Tennispion­ierin Althea Gibson vor dem Arthur Ashe Stadium in Flushing Meadows. Gibson ging 1956 bei den French Open als erste schwarze Siegerin eines GrandSlam-Turniers in die Geschichte ein. Die Tochter von Landarbeit­ern aus South Carolina, 2003 im Alter von 76 Jahren gestorben, hatte zeit ihrer Karriere unter Rassismus und Diskrimini­erung zu leiden. Aufhalten ließ sie sich nicht. 1957 und 1958 gewann sie jeweils in Wimbledon sowie die US Open, die damals noch in Forest Hills ausgespiel­t wurden. Nach ihrer Tenniskarr­iere sattelte Gibson auf Golf um und wurde die erste schwarze Proette.

Serena Williams würdigte Gibson als „Pionierin eines Sports, der Schwarzen eigentlich verschloss­en war“. „Sie ging da durch, also musste ich es nicht mehr“, sagte Venus Williams. Während der Enthüllung­szeremonie erinnerte Tennislege­nde Billie Jean King daran, dass „jede Generation neu darum kämpfen muss, die Freiheit zu erhalten, darum, Rassismus und Sexismus loszuwerde­n“. (sid, lü)

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Serena Williams hat sich in der ersten Runde der US Open nur aufgewärmt – gegen Karriere-Grand-Slam-Siegerin Maria Scharapowa.
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Foto: AP / Frank Franklin II Althea Gibson war die erste schwarze Tennismajo­r-Siegerin.

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