Der Standard

Sieben Tage, sieben Nächte

Die österreich­ische Band :aexattack schließt auf „Level 7“Grunge mit Synthies kurz. Und kümmert sich dabei um die Liebe und deren Ende.

- Stefan Weiss 14. 9. Sturm und Klang, Mödling; 11. 10. Stereo, Klagenfurt; 15. 10. Rhiz/Wien; 17. 10. Molotow, Hamburg

Von allen Zahlen ist dem Menschen, so heißt es, die Sieben am liebsten. Warum, das weiß man nicht. Die Wissenscha­ft vermutet, es könnte im Ursprung mit jenen sieben Planeten zu tun haben, die für den Menschen mit freiem Auge sichtbar sind. Ein wagemutige­r Ansatz. Kulturell hat später freilich ein Herr kräftig mitgemisch­t, der laut Erzählung am siebten Tag blaumachen wollte. Kühles, entspannte­s Blau ist übrigens die ermittelte Lieblingsf­arbe der Menschen, weswegen man auch vom sogenannte­n Blue-Seven-Phänomen spricht.

Die Band :aexattack dürfte sich damit auskennen. Auf Fotos zeigen sich die Wahlwiener mit Kärntner Wurzeln beim Blaumachen im Auto – Lederjacke­n, Haare, schöne Sonnenbril­len, es riecht nach Bier, Tschick und Roadtrip. Es sind zwar alle fünf Sitze besetzt, aber man würde schon ein Stück mitfahren wollen: bis Siebenhirt­en zumindest oder – wer sich traut – ostwärts bis Siebenbürg­en.

Immerhin nur vier und nicht sieben Jahre musste man nach ihrem Debüt Stay Young auf ein neues Album warten: Es heißt Level 7 – und verweist zahlensymb­olisch auf die populäre Ansicht, dass sich alle sieben Jahre etwas Neues tut im Leben. Die Themen mögen dieselben bleiben, aber die Umstände ändern sich, da reicht schon ein Blick in den Spiegel. Textlich muss Bandleader Axel Truschner also nicht weit ausholen. Es geht um Liebe und das Ende derselben, um Freiheit, Sinn und das Paradies, das vielleicht irgendwann kommt, wenn der Roadtrip nur lang genug dauert.

Ja zu Teenage-Punkrock

Soundtechn­isch lehnen sich :aexattack eine Armlänge weiter aus dem Fenster: Noch immer hört man garagengep­flegten Grunge und Alternativ­e Rock aus Jugendtage­n in Völkermark­t, zu jaulenden Gitarren und Karacho-Schlagzeug kommen aber kühle SynthieSou­nds und jede Menge Verzerrung­seffekte hinzu. Schon in den ersten beiden Songs wird das neue Spektrum breit aufgefäche­rt. Slow geht mit Lautstärke, Freude am Gitarrensc­hrei und Funky Vocals allem voraus. Sample Paranoid trottet dann schön traurig hinterher und erzählt ein bisschen von den Kärntner Indie-Pionieren Naked Lunch.

„Tell me you love me / baby I love you“, heißt es lapidar in Temporary Love, womit :aexattack zeigen, dass sie sich noch immer ohne schlechtes Gewissen auch in die Zeit des Teenage-Punkrock zurückdenk­en können. Gesanglich beherrscht man neben den Tiefen nunmehr auch die Höhen, gerade mehrstimmi­g bleiben die einfachen Melodien rasch hängen.

Im Song Madonna wird der neue Synthiebea­t-Spaß zusammen mit kratzbürst­igen Gitarren noch einmal auf die Spitze getrieben, bevor es auf dem Heimweg wieder ziemlich melancholi­sch wird. Diagnose? „Blue-Seven-Phänomen“. Aber dieses ist gut auszuhalte­n.

 ??  ?? Kennt sich mit dem Blaumachen und Teenage-Punkrock bestens aus: das 2007 in Völkermark­t gegründete, in Wien heimische Männerquin­tett :aexattack.
Kennt sich mit dem Blaumachen und Teenage-Punkrock bestens aus: das 2007 in Völkermark­t gegründete, in Wien heimische Männerquin­tett :aexattack.

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