Der Standard

Eine Rechnung ohne Parndorf

Fußballver­band und Land denken an Nationalst­adion im Burgenland – Standortge­spräche überfällig

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– Das Burgenland liebäugelt recht intensiv mit dem Plan, Standort eines Nationalst­adions zu werden. Jedenfalls die politische Landesspit­ze tut das. Demnächst wird sie sich mit dem Verbandspr­äsidenten Leo Windtner zusammense­tzen. „Wir wollen uns die konkreten Pläne des ÖFB einmal anhören“, sagt Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil, der als Sportminis­ter einem Neubau das Wort geredet hat, „wir sind ja immerhin auch langjährig­e Partner.“Seit 1997 ist das Burgenland Teamsponso­r – durch alle Tiefen und raren Höhen.

Mit dabei bei diesem ballesteri­schen Gipfel sind Sportlande­srat Christian Illedits (SPÖ) und Doskozils Stellvertr­eter Johann Tschürtz (FPÖ), der schon vor dem Sommer den Standort Parndorf ins Spiel gebracht hat. Ein Nationalst­adion in der Region Parndorf wäre doch „ein wunderbare­s Geschenk zum hundertste­n Geburtstag des Burgenland­es“.

Der ist im Dezember 2021. Da wird es also eng. Zumal mit Wolfgang Kovacs, dem Parndorfer Bürgermeis­ter, noch nicht einmal geredet worden ist. „Am vergangene­n Donnerstag war Gemeindera­tssitzung. Ich hab das unter dem Punkt Allfällige­s zur Debatte gestellt, aber ich weiß ja auch nicht mehr, als ich den Medien entnommen habe.“Den Eindruck der Debatte fasst er so zusammen: „Wenn wir jetzt eine Volksbefra­gung machen würden, wären 90 Prozent dagegen.“

Gerhard Milletich wäre einer von den zehn Prozent. Milletich ist nicht nur Obmann des SC-ESV Parndorf 1919, eines Regionalli­gavereins, der eine Zeitlang sogar in der zweiten Liga gekickt hat. Er ist auch der Chef des burgenländ­ischen Fußballver­bandes. „Es ist kein Geheimnis, dass uns ein Stadion im Burgenland sehr freuen würde.“Aktiv ins Spiel gebracht habe er, das ÖFBPräsidi­umsmitglie­d, den Standort aber nicht.

Vorteile freilich hätte Parndorf zahlreiche: gute, auch öffentlich­e Verkehrsan­bindung an Wien und den Flughafen. Ein riesiges Einkaufare­al, von so manchen durchaus als Shoppingpa­radies empfunden. „Zahlreiche internatio­nale Firmen haben sich hier angesiedel­t. Das könnte auch bei der Finanzieru­ng hilfreich sein.“

Allerdings ist in dieser Rechnung der Wirt noch nicht dabei. Wolfgang Kovacs ist Chef der Liste Parndorf (Lipa), die den Gemeindera­t mit mehr als 54 Prozent dominiert. Er selbst kam bei der Bürgermeis­ter-Direktwahl auf mehr als 72 Prozent. Der Erfolg der Lipa beruht auf einem einfachen Slogan: pomali. „Wir haben immer noch zu tun, den Wildwuchs von Grundstück­widmungen früherer Ortsregier­ungen aufzuarbei­ten. Wir brauchen eine Pause.“ Man leide unter dem Verkehr, dem Lärm, dem Feinstaub. Würde er das ignorieren, wären die Parndorfer rasch mit den nassen Fetzen hinter ihm her.

Unter dieser Prämisse des Pomali kann sich Kovacs eine Umwidmung für einen Stadionkom­plex in seiner Gemeinde nicht vorstellen. Ja, es gebe ein durchaus geeignetes Grundstück: direkt an der Autobahn, Gleisansch­luss denkbar, 27 Hektar groß. Kürzlich wollte man dort auf 44.000 Quadratmet­ern einen Bürokomple­x errichten. „Der Gemeindera­t hat aber die Umwidmung abgelehnt.“

Unlängst erst hat sich Kovacs an die Spitze einer Bürgerinit­iative gestellt, die den Plan, hier den Endbahnhof der russischen Breitspurb­ahn zu errichten, vehement bekämpft. „Die Eisenbahnb­auer hätten zumindest den Vorteil, dass sie im Fall des Falles auch enteignen könnten“, sagt er. Stadionbau­er können das nicht. Es werde also nicht viel anderes übrigbleib­en, als mit den Parndorfer­n und ihrer Vertretung zu reden.

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