Der Standard

Eine kleine Pilotensch­ule

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Das „Starke-alte-Männer-Syndrom“wollte Matthias Strolz in der Politik nie bekommen. Bloß nicht „den stimmigen Zeitpunkt für eine Übergabe übersehen“und den Schatten eines „Unersetzli­chen“werfen, das hat sich der Neos-Gründer früh geschworen. In seinem neuen Buch gibt er Einblick in die Phase des Übergangs vom Politiker zum Selbstermu­tigungsbuc­hautor. Strolz nimmt die Leserin mit ins indische Ayurveda-Zentrum, wo er versucht, den „Hangover von sieben Jahren in der Politik“loszuwerde­n, wo er „Kräuterwas­ser spuckt“und wo er schließlic­h zu schreiben beginnt. In einer Nacht kritzelt er die Inhaltsang­abe des Buchs auf Papier: das Modell der „HighFive der persönlich­en Entfaltung“.

Was dieses Buch nicht ist, macht freilich schon der Buchtitel klar: Sei Pilot deines Lebens. Fünf Schritte zur persönlich­en Entfaltung. Es ist kein Insiderbuc­h über die österreich­ische Innenpolit­ik, keine politische Bilanz des Neos-Politikers und gewiss keine Abrechnung mit seiner Nachfolger­in, auch wenn Strolz Hermann

Hesses Gedicht Stufen erwähnt. Er zitiert die Passage „wir sollen heiter Raum um Raum durchschre­iten“. Loslassen ist denn auch nur eine Schicht seines High-Five-Modells.

Strolz holt den „eigenen Lebenslauf auf den Seziertisc­h“, will damit anderen Mut machen, Inspiratio­n und Unterstütz­ung bei der persönlich­en Neuerfindu­ng geben. Auch die Kastanien-Episode findet Erwähnung. Als er 2014 in der Kronen Zeitung ein während einer Fastenwoch­e verfasstes Gedicht über das Wesen und die Schönheit der Kastanie veröffentl­ichte, war die Häme in Medien und im Parlament groß. Mit Genugtuung erzählt er, dass ihm Abgeordnet­e aus allen Parteien später das Fasten und Loslassen auf Zeit gleichtate­n.

Strolz versteht sich als „Sparringsp­artner“für Menschen im Umbruch. Gut möglich, dass er diesen nun hilft, ihre Flügel zu heben.

Matthias Strolz,

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