Der Standard

Viel Frust im Osten

- Birgit Baumann

Weil der Jubel gar so laut war bei der AfD am Sonntag, sei vorab eines erwähnt: Richtig – viele Menschen haben die Partei gewählt. Die große Mehrheit der Wählerinne­n und Wähler aber tat dies nicht.

Warum die AfD gerade im Osten so stark ist, lässt sich nicht auf einen Punkt bringen – aber es gibt mehrere Erklärunge­n. In Ostdeutsch­land sind die Bürger noch weniger an Parteien gebunden als im Westen. Wer früher protestier­en wollte, der gab seine Stimme der Linksparte­i. Aber diese regiert längst mit und ist somit etabliert; da zieht man weiter zur AfD, die die Unzufriede­nen anspricht.

Das hat sie im Wahlkampf geschickt getan, indem sie suggeriert­e, es sei – 30 Jahre nach 1989 – eine neuerliche Wende nötig, um sich aus dem Joch von CDU und SPD zu befreien.

Zudem verspricht die AfD, sie sei erstens die wahre Vertreteri­n des Volkes. Auch verspricht die AfD an der Seite jener zu stehen, die noch mehr Veränderun­gen scheuen. Und das sind im Osten viele Menschen, deren Biografien sich nach 1989 durch die neuen Verhältnis­se sehr stark geändert haben – nicht immer zum Positiven. Viele verloren nicht nur ihren Arbeitspla­tz, sondern bekamen auch vermittelt, dass viele ihrer Werte nichts mehr gelten.

CDU und SPD werden sich damit auseinande­rsetzen müssen, denn eines haben die Wahlen sehr deutlich gemacht: So schnell verschwind­et die AfD nicht wieder.

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