Der Standard

Der Hoffnungst­räger der Skination

- Philip Bauer

Marcel Hirscher ist noch nicht offiziell zurückgetr­eten, schon sucht die Skination einen würdigen Nachfolger. Wer wird die neue Göttergest­alt im Stangenwal­d? Ein Name fällt dabei wie das Amen im Gebet: Marco Schwarz. Der 24Jährige aus Radenthein in Kärnten soll die Herrschaft übernehmen und Mitbewerbe­r fassungslo­s auf die Zeitnehmun­g blicken lassen. Wer anderen Menschen in der U-Bahn über die Schulter blickt, liest die Prophezeiu­ng: „Er wird der neue Marcel.“

Ganz so einfach wird es vermutlich nicht. Erstens kommen Konkurrent­en wie Alexis Pinturault, Henrik Kristoffer­sen oder Clément Noël nicht per Nudelsuppe angeschwom­men. Zweitens erholt sich Schwarz gerade erst von einem Kreuzbandr­iss. Ende Februar verletzte sich der Kärntner bei einem Rennen in Bulgarien, vor zehn Tagen setzte er wieder erste Spuren in den Schnee. „Ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Die vergangene­n Monate waren nicht einfach“, sagte Schwarz nach einem Training in Saas-Fee.

Warum sollte Schwarz also in die Fußstapfen von Hirscher treten können? Woher der Optimismus? Nun, der Grundspeed ist zweifellos vorhanden. „Wer bremst, verliert!“ist das Motto des Rennläufer­s, und bremsen

liegt nicht in seinem Naturell. Mit drei Jahren stand Schwarz zum ersten Mal auf Brettern, mit sieben trat er dem Skiklub Bad Kleinkirch­heim bei. Schon bald raste der Stöpsel von Sieg zu Sieg und wurde in den Kärntner Schülerkad­er aufgenomme­n.

Freunden des gepflegten Winterspor­ts ist sein Name spätestens seit 2012 ein Begriff. Da gewann Schwarz bei den Olympische­n Jugendspie­len drei Goldmedail­len. Diese Leistung bestätigte er 2014 mit Gold und Bronze in Super-G und Abfahrt bei den Juniorenwe­ltmeisters­chaften. Trotz dieser Erfolge im Speedberei­ch gehört seine Liebe dem Slalom.

In der vergangene­n Saison gelang Schwarz der Durchbruch bei den Profis. Beim City Event in Oslo und in der Kombinatio­n von Wengen landete er seine ersten beiden Weltcupsie­ge, im Februar kürte er sich in Åre zum dreifachen WM-Medaillen-Gewinner. Mit dem Team gab es Silber, dazu kamen Bronze in der Kombinatio­n und im Slalom.

Also wird er nun der Hirscher 2.0? Nein, natürlich nicht. Skigötter fallen nicht der Reihe nach vom Himmel. Man gewinnt nicht mir nichts, dir nichts achtmal in Folge den Gesamtwelt­cup. Aber es ist nicht schlimm, Marco Schwarz zu sein, das Zeug zum Skistar hat er allemal.

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Marco Schwarz soll in überdimens­ionale Fußstapfen treten. Foto: APA

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