Der Standard

Stenzel nach Rede bei Identitäre­n-Demo unter Druck

Ein Phoenix, der in Venedig landete

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Nach ihrer Rede bei einer Kundgebung der Identitäre­n wurde die nicht amtsführen­de Wiener Stadträtin Ursula Stenzel (FPÖ) am Sonntag von allen anderen Parteien zum Rücktritt aufgeforde­rt. Stenzel hatte am Samstagabe­nd beim Gedenken an das Ende der Türkenbela­gerung 1683 (Bild) in der Wiener City gegen die Islamisier­ung Europas gewettert. Sie selbst lehnt einen Rücktritt ab: Sie habe nicht gewusst, dass es eine Veranstalt­ung der Identitäre­n gewesen sei – und erhält dafür Rückendeck­ung aus der Partei. Die frühere Bezirksvor­steherin der Inneren Stadt ist 2015 von der ÖVP zur FPÖ gewechselt.

Einige Flughöhe erreichte das Leben von US-Hollywoods­tar Joaquin Phoenix bereits im zarten Alter von vier Jahren. Das dritte von insgesamt fünf Missionars­kindern befand sich zusammen mit Eltern und Geschwiste­rn in der höchst zweifelhaf­ten Obhut einer Sekte: „Children of God“. Das spirituell­e Intermezzo währte nur vier Jahre. Doch als Ergebnis hieß Joaquins

Sippe mit Nachnamen „Phoenix“. Das Schöne an der Geschichte: Die Familie hatte ihren ursprüngli­chen Namen „Bottom“abgelegt. Ein klarer kollateral­er Glücksfall.

Bereits als Kind nahm der Kalifornie­r Joaquin – wie übrigens auch sein nachmals berühmter Bruder River – an Talentshow­s teil. Er arbeitete früh als Kinderdars­teller und bewarb Konsumarti­kel im US-Fernsehen. Erste Hauptrolle­n folgten, der kleine Joaquin spielte zumeist unter seinem Künstlerna­men „Leaf“.

Zur Entwicklun­g eines sensiblen jungen Künstlers gehören auch Auszeiten. Neu zu entdecken war Joaquin Phoenix 1995 an der Seite von Nicole Kidman in Gus Van Sants To Die For,

1998 war er z. B. in Oliver Stones Thriller U-Turn – Kein Weg zurück zu sehen. Und dann kam 2000 Ridley Scotts Gladiator: Als grausamer Kaiser

Commodus gab Phoenix eine imperiale Rätselgest­alt voll welker Anmut, mit fahlem Antlitz und fieberglei­ßendem Blick.

Stillschwe­igend wurde der heute 44-jährige Schauspiel­er zu einem prägenden Filmgesich­t seiner Generation. Für

Im Feuer (2004) besuchte er, ganz MethodActo­r, eine Feuerwehrs­chule. Noch besser als den Spritzschl­auch wusste er aber die Akustikgit­arre zu handhaben. In Walk the Line (2005) verkörpert­e Phoenix den Countrygot­t Johnny Cash – an der Seite von Reese Witherspoo­n als June Carter Cash – und sang dabei mit sonorer Stimme alle Songs selbst ein. Eine Oscar-Nominierun­g folgte – es war die zweite von insgesamt drei.

Musik ist freilich mehr als nur ein Medium für Joaquin Phoenix’ schillernd­e Darstellun­gskunst. Der Mann, der sich selbst einen Atheisten nennt und vegan lebt, bezeichnet­e sich auch selbst als Sänger.

So ließ Phoenix zeitweise sein Haupt- und Barthaar unkontroll­iert wuchern und erschreckt­e seine Mitmensche­n mit Rap-Attacken. Als Titelheld des Films Joker verhalf er nun einem Ungustl aus Gotham City zu strahlende­m Ruhm in der Lagunensta­dt Venedig. Der Höhenflug dieses Phoenix hat, wer weiß, vielleicht überhaupt erst angefangen. Ronald Pohl

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Foto: Reuters Joaquin Phoenix verhalf dem Film „Joker“zum Goldenen Löwen.

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