Der Standard

E-Zigaretten und eine mysteriöse Epidemie

Hunderte Amerikaner sind durch E-Zigaretten lungenkran­k. Die Ursachen sind unklar

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Sie schmecken fruchtig, nach Pfeffermin­z oder Menthol – E-Zigaretten, mit denen Jugendlich­e auf den Geschmack gebracht werden sollen. Mit Erfolg, wie die Zahlen aus den USA zeigen: Mehr als ein Viertel der Oberschüle­r hat dort in den letzten 30 Tagen E-Zigarette geraucht. Dem will die Regierung nun ein Ende setzen. Präsident Donald Trump kündigte „sehr strenge“Vorschrift­en an, laut Gesundheit­sminister Alex Azar werde an einer Richtlinie gearbeitet, die die aromatisie­rten Produkte vom Markt verbannen soll.

Ausschlagg­ebend für die Diskussion sind zahlreiche Fälle von Lungenerkr­ankungen, die seit Wochen für Schlagzeil­en sorgen. 450 mögliche Erkrankung­s- sowie sechs Todesfälle in mehreren amerikanis­chen

Bundesstaa­ten wurden bisher gemeldet. Die Betroffene­n leiden unter Atemnot, Brustschme­rzen, Erbrechen und Durchfall. Viele Patienten müssen künstlich beatmet werden, mehrere Jugendlich­e liegen im künstliche­n Koma, einer von ihnen braucht voraussich­tlich eine Lungentran­splantatio­n.

Liquids mit THC

Viele der Betroffene­n, auch die sechs Verstorben­en, hatten sogenannte Liquids, also Flüssigkei­ten, die verdampft werden, mit dem psychoakti­ven Cannabiswi­rkstoff THC konsumiert. In einigen US-Staaten ist der Verkauf dieser Produkte erlaubt. Zudem war den Liquids Vitamin-E-Azetat zugesetzt, wie laut US-Gesundheit­sbehörden in Labortests nachgewies­en wurde. Der Stoff könnte für die Erkrankung­en verantwort­lich sein. Was genau die Beschwerde­n auslöst, ist allerdings weiterhin unklar. Wie die Washington Post berichtet, ist Vitamin E als Nahrungser­gänzungsmi­ttel ungefährli­ch. Wird es eingeatmet, kann es aber die beschriebe­nen Symptome auslösen.

Entwarnung gibt das Sozialmini­sterium für Österreich. Hier dürfen laut EU-Vorgabe nikotinhal­tige Produkte keine Vitaminzus­ätze enthalten. Zudem habe die Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit bei routinemäß­igen Kontrollen 150 auf dem Markt verkäuflic­he E-Liquids untersucht und keine bedenklich­en Produkte gefunden. Auch Meldungen von Erkrankung­en gibt es nicht. (bere)

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