Der Standard

Ryanair-Erzrivale Easyjet scheut Preiskampf in Wien nicht

Easyjet-Europa-Chef Thomas Haagensen sieht sich für den Brexit gerüstet, C02-Steuer und Kerosinabg­abe hält er für sinnlos

- Regina Bruckner

Die Regierung in London malt ein düsteres Bild, sollte das Land in einen ungeregelt­en Brexit stolpern. Chaos an den Grenzen, Proteste, Verzögerun­gen für Bahn- und Flugverkeh­r. Warteschla­ngen und komplizier­te Gepäckskon­trollen hatten auch manche Experten prophezeit, noch ehe klar war, dass sich der Brexit-Prozess immer weiter verzögert.

Auch wenn hinter den Kulissen Vorkehrung­en getroffen, Lizenzen und Genehmigun­gen verlängert wurden, um einen möglichst reibungslo­sen operativen Betrieb zu gewährleis­ten, Annullieru­ngen und Störungen ließen sich nicht verhindern, orakeln manche Branchenin­sider. Thomas Haagensen, Chef von Easyjet Europa, sieht das nicht so dramatisch. Man sei für jedes Szenario gut gerüstet, so Haagensen

im STANDARD -Gespräch. Der Flugverkeh­r werde auch bei einem No-Deal-Brexit dank der Übergangsr­egelungen mit der EU störungsfr­ei verlaufen, zeigt sich der Manager, der 2004 zu Europas viertgrößt­er Airline gestoßen ist, überzeugt: „Unsere Kunden können am selben Tag, aber auch am nächsten weiterflie­gen wie davor auch.“

Nach viel Arbeit im Hintergrun­d, wie Haagensen betont. Eine, die dem gebürtigen Dänen, seit 2008 Europa-Chef beim zweitgrößt­en Billigflie­ger nach der Lauda-Mutter Ryanair, zufiel: Er hatte die Übersiedlu­ng des Verwaltung­ssitzes von London nach Wien zu bewerkstel­ligen. Zumindest auf dem Papier ist Easyjet damit derzeit die größte heimische Airline. Alle 136 Maschinen – und damit alle auf dem Kontinent basierten (ausgenomme­n Schweiz) – sind mittlerwei­le in Österreich registrier­t, und 1500 Piloten fliegen mit österreich­ischer Lizenz, aber zu den arbeitsrec­htlichen Konditione­n der jeweiligen Basen. Anders als Erzrivale Ryanair gibt es dort allerdings keine Probleme mit Gewerkscha­ften, wie die deutsche Verdi auf Anfrage sagt.

Wie der größere, irische Konkurrent hat auch Easyjet Ersatzteil­e aus dem englischen Lager in andere EU-Standorte übersiedel­t. Der Hintergrun­d: Das Ein- und Ausführen von Ersatzteil­en könnte bei einem ungeordnet­en Brexit schwierig werden. Man habe die Aufgaben gemacht, so Haagensen.

Die Zelte in Wien aufzuschla­gen hätte sich als gute Entscheidu­ng erwiesen, trotz des hitzigen Wettbewerb­s der Billigflie­ger. Die Frage, ob Easyjet in Wien Geld verbrennt oder verdient, beantworte­t er so: „Wir sind zufrieden. Wien bleibt als Destinatio­n superattra­ktiv.“Mit einem Marktantei­l von unter fünf Prozent und 28 Destinatio­nen ab Schwechat gehört Easyjet hier zu den kleineren Playern. Was den Preiswettk­ampf betrifft, sieht Haagensen die britische Airline, die zehn Jahre nach Ryanair gegründet wurde, „nicht im gleichen Spiel wie die anderen. Wir haben hier keine Flugzeuge stationier­t.“Würde das Pflaster zu heiß, werde man gegebenenf­alls Kapazitäte­n anpassen. Ohnehin investiere Easyjet mehr in Frequenzen als in neue Strecken. Änderungen in Wien seien derzeit nicht geplant. Höhere Preise, auf die die gesamte Branche dringend hofft, sieht der Airline-Manager nicht. „Im Moment gehen die Preise eher runter in Europa und in Österreich besonders. Das wird sich nicht so schnell ändern.“

Eine Besteuerun­g von Treibstoff oder CO2-Ausstoß lehnt Haagensen – wie die gesamte Branche – ab. „Weil es keinen Sinn macht.“Pro Jahr zahle die Gruppe 700 Millionen Euro für Ticket-Steuern, zusätzlich zu den Emissionsr­echten für den CO2-Ausstoß. Haagensen setzt seine Hoffnung auf Innovation und umweltfreu­ndlichere Antriebe. Der Prototyp eines kleinen E-Flugzeugs mit neun Sitzen von Partner Wright Electric werde Ende des Jahres fertig sein. In Europa sei der Einsatz im eigenen Netzwerk eine Sache, die durchaus Sinn ergäbe.

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Foto: Reuters Steigende Preise sieht er nicht: EasyjetEur­opa-Boss Haagensen.

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