Der Standard

Knapp 50 Millionen Euro für Regierungs­werbung

Ministerie­n gaben zwischen April und Juni sieben Millionen Euro aus, ein Großteil ging an den Boulevard

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– Ministerie­n, Länder, Gemeinden und staatsnahe Betriebe haben im zweiten Quartal 2019 49,3 Millionen Euro für Werbung ausgegeben. Das zeigen die Medientran­sparenzdat­en, welche die Medienbehö­rde am Freitag veröffentl­ichte.

Die im internatio­nalen Vergleich hohen Ausgaben für Regierungs­inserate werden immer wieder kritisiert. Mit der „versteckte­n Presseförd­erung“könne sich die Politik positive Berichters­tattung erkaufen, so der Vorwurf. Besonders vor Wahlen schnellen die Ausgaben traditione­ll in die Höhe. Der Sprecher der neuen Regierung versichert­e im Juni, keine politische­n Inserate zu schalten, informiere­n werde man aber weiterhin.

Die Übergangsr­egierung hat in ihrer kurzen Amtszeit aber wenig Spielraum, die Inserate der Ministerie­n zu steuern. Inserate würden „lange vorher in Auftrag gegeben“, sagte ein Sprecher des Finanzmini­steriums, das im zweiten Quartal mit 2,05 Millionen Euro um ein Drittel mehr ausgab als 2018. Bei der Werbung handle es sich um Sachinhalt­e, die etwa über den Familienbo­nus informiere­n würden. Damit sollen Hotlines mit häufigen Fragen entlastet werden.

Seit das Medientran­sparenzges­etz 2012 nach der Inseratena­ffäre von Ex-Kanzler Faymann in Kraft getreten ist, müssen 5062 öffentlich­e Stellen und staatsnahe Betriebe ihre Werbeausga­ben offenlegen.

Das Gesetz hat aber auch einen Schönheits­fehler: Gibt eine Stelle in einem Quartal weniger als 5000 Euro für Anzeigen in einem Medium aus, müssen diese Ausgaben nicht gemeldet werden. Dass so auch große Beträge zusammenko­mmen können, zeigt eine STANDARD-Anfrage beim Sozialmini­sterium. Neben den offiziell gemeldeten 320.000 Euro gab das Ministeriu­m noch knapp 73.000 für Inserate unter der sogenannte­n Bagatellgr­enze aus, 4000 Euro davon an die rechten Medien Zur Zeit und Wochenblic­k. Auch das Innenminis­terium überwies dem

Wochenblic­k 2600 für Inserate und bleibt damit unter dem Radar der Medienbehö­rde. (pp)

Grafiken: derStandar­d.at/Etat

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