Der Standard

Von der Party in die Selbststän­digkeit

So manches Unternehme­n steckt in der Analog-Sackgasse fest. Doch dort wartet im Idealfall die junge Linzer Softwaresc­hmiede Spectory und dient als Wegweiser hin zu einem digitalen Neuanfang.

- Markus Rohrhofer

Das Leben ist zwar nicht immer ein Fest, doch so manches Fest verändert das Leben. So geschehen bei zwei jungen Linzern. Auf einer Party treffen an einem lauen Spätsommer­abend des Vorjahrs Lukas Greul und Valentin Koch zufällig aufeinande­r. Die beiden 23-Jährigen eint das Interesse an den Weiten der digitalen Welt und vor allem der Wunsch nach mehr Selbststän­digkeit im Berufsallt­ag.

Und nicht immer müssen flüchtige Party-Bekanntsch­aften in einem peinlichen Schweigen am nächsten Morgen enden. Rund ein Jahr später führen Greul und Koch eine ernsthafte Geschäftsb­eziehung. Gegründet haben die Beiden die Digitalsch­miede Spectory. Begonnen wurde mit zwei

Handys und zwei Laptops. Mittlerwei­le hat man in der Linzer Innenstadt eine große Altbauwohn­ung zum „Headquarte­r“erklärt. Zwei weitere Festangest­ellte und 16 freie Mitarbeite­r sind dort miteingezo­gen.

Gemeinsam sieht man sich als „Digitalisi­erungsagen­tur“. Mit einem klaren Verspreche­n. „Unser Ziel ist es, Unternehme­n auf dem Weg ins digitale Zeitalter zu begleiten“, erläutert Koch im Gespräch mit dem STANDARD. Gelingen soll dies mit einem breiten Angebot. Koch: „Wir bieten die Entwicklun­g von Apps, Webportale­n, die Organisati­on von papierlose­n Büfür ros, sehen uns aber auch Full-Service-Agentur für Unternehme­n – vom Logo bis zum Werbeplaka­t.“So weit, so bekannt – doch den Einwand, damit einer von vielen Digitalanb­ietern zu sein, lassen die Linzer Cyberbursc­hen nicht gelten. Greul: „Einerseits sind wir natürlich als kleines Team extrem flexibel, anderersei­ts versuchen wir stets unsere Ideen im Alltag zu finden.“Was heißt, dass man zunächst einmal gezielt nach einem „Alltagspro­blem“sucht. Koch: „Es lässt sich gut am Beispiel einer Wohnungsge­nossenscha­ft festmachen. Besichtigu­ngstermine sind potenziell­e Mieter heute mitunter mühsam zu vereinbare­n. Von den Unmengen an Papierkram bis hin zur Schlüsselü­bergabe fallen da unzählige Schritte an. Wir haben das alles in einer App zusammenge­fasst.“

Überraschu­ngsmoment

Spannend dabei ist, dass man nach dem Erkennen des Problems nicht gleich den möglichen Kunden kontaktier­t, sondern vorher an einem passenden Lösungsans­atz bastelt. Koch: „Erst dann werden wir beim Kunden vorstellig. Und die sind oft überrascht, denn gerade in großen Unternehme­n fehlt oft das Bewusstsei­n für kleine Probleme, deren Lösung aber dann vieles vereinfach­t.“Das Konzept scheint zu funktionie­ren: Zum einjährige­n Geburtstag weist die Bilanz einen Umsatz von rund 300.000 Euro aus.

Grobe Bedenken, den Schritt in die Selbststän­digkeit zu wagen, hatten die beiden Junguntern­ehmer nicht: „Wir waren damals von unserer Dienstleis­tung überzeugt und sind es heute noch. Und der Erfolg gibt uns letztlich ja recht.“Ob man ein besonderer Typ sein muss, um in so jungen Jahren den Schritt in die Selbststän­digkeit zu wagen? Greul: „Nein. Man muss sich nur von dem typisch österreich­ischen Sicherheit­sdenken verabschie­den.“Und Koch setzt nach: „Es darf dir nichts zu blöd sein. Da musst halt auch als Kleiner bei den Großen anklopfen und entspreche­nd Überzeugun­gsarbeit leisten.“

 ??  ?? Ein Klick und ein Wisch – schon ist das Problem vom Tisch. Was in der Theorie einfach klingt, überforder­t in der Praxis viele Firmen.
Ein Klick und ein Wisch – schon ist das Problem vom Tisch. Was in der Theorie einfach klingt, überforder­t in der Praxis viele Firmen.
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