Der Standard

Die Huthis haben den PR-Krieg gegen die Saudis gewonnen

Die schiitisch­en Rebellen halten seit Herbst 2014 Sanaa – in ihren Gebieten grassieren Menschenre­chtsverlet­zungen

- HINTERGRUN­D: Gudrun Harrer

Die jemenitisc­hen Huthis haben sich zu den Angriffen auf saudische Ölanlagen bekannt – und es hagelt internatio­nal Verurteilu­ngen. Aber nicht selten folgt der Zusatz, dass man doch auch bedenken müsse, was die Saudis seit 2015 im Jemen angerichte­t hätten!

Da ist etwas Wahres dran, aber es zeigt auch Folgendes: SaudiArabi­en hat in viereinhal­b Jahren nicht nur keines seiner Kriegsziel­e im Jemen erreicht – trotz der Bombardeme­nts auch viel zu vieler ziviler Einrichtun­gen. Die Saudis haben aber darüber hinaus in der westlichen Medienöffe­ntlichkeit auch noch die PRSchlacht gegen die Huthis verloren. Das mag am Rebellenbo­nus liegen – aber wohl auch an der neuen Lust am Saudi-Bashing.

Die Huthis, auch unter dem Namen Ansar Allah bekannt, hatten im Herbst 2014 die Hauptstadt Sanaa übernommen, den Hafen Hodeidah erobert und marschiert­en im Winter weiter nach Süden. Im März 2015 visierten sie die südliche

Hafenmetro­pole Aden an, wohin sich die internatio­nal anerkannte Regierung des Jemen geflüchtet hatte.

Die meisten Strategen sind sich einig, dass auch ein anderer saudischer König als Salman und ein anderer saudischer Verteidigu­ngsministe­r als sein Sohn Mohammed damals im Jemen eingegriff­en hätte: Schon während der lokal begrenzten Huthi-Aufstände in der nördlichen Provinz Saada ab 2004 war es zu Verletzung­en der saudischen Grenze durch die Huthis gekommen. Aber diesmal kam noch etwas dazu: Die Gründe für den Krieg zwischen Huthis und Regierung waren zwar interne jemenitisc­he. Aber der Jemen drohte nun an Kräfte zu fallen, die der aggressive­n iranischen Einflusspo­litik an der Südflanke Saudi-Arabiens Tür und Tor geöffnet hätten. Die Huthis selbst haben sich selbst mit der libanesisc­hen Hisbollah verglichen.

Stets ist von den „schiitisch­en“Huthis die Rede: Das stimmt, aber nicht ganz. Die Huthis – der Name der Bewegung kommt von einem berühmten Anführer, ist also ein Familienna­me – sind Zaiditen, eine Gruppe, die sich um 740 von der Hauptgrupp­e der Schiiten abspaltete und danach ihre eigene religiöse Entwicklun­g nahm, inmitten einer sunnitisch­en Umgebung. Sie regierten den Nordjemen bis zur republikan­ischen Revolution 1962 und wurden danach wirtschaft­lich marginalis­iert – und gerieten später durch den expandiere­nden Wahhabismu­s Saudi-Arabiens auch unter religiösen Druck.

Aggressive Slogans

Die Berührungs­punkte der Huthis mit der Islamische­n Republik Iran sind hauptsächl­ich politische, wie schon die Slogans (Bild

rechts) illustrier­en: „Allahu Akbar, Tod Amerika, Tod Israel, Fluch den Juden, Sieg dem Islam.“In den von ihnen kontrollie­rten Gebieten gibt es Menschenre­chtsverlet­zungen, die nicht von den kriegsführ­enden Saudis ausgehen. Es wird gefoltert und gemordet. An der schlechten Versorgung­slage und humanitäre­n Katastroph­e sind auch Korruption und Kriegsgewi­nnlertum schuld.

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Ein Huthi-Kämpfer unter dem aggressive­n Slogan der Gruppe.

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