Außenseiter in Tunesien voran
Jus-Professor und Medienmogul in Haft wohl in Stichwahl
– Die Präsidentenwahl in Tunesien bringt gleich zwei Überraschungen: Als Sieger aus der ersten Runde am Sonntag sind zumindest ersten Teilergebnissen zufolge zwei Außenseiter hervorgegangen, der unabhängige JusProfessor Kaïs Saïed und der im Gefängnis sitzende Medienmogul Nabil Karoui.
Saïed kam nach Auszählung von erst gut einem Viertel der Stimmen auf 19 Prozent, Karoui auf 14,9 Prozent. Vertreter der etablierten Parteien äußerten sich mit Blick auf die bevorstehende Parlamentswahl besorgt. Der 61-jährige Kaïs Saïed hatte sich im Wahlkampf bewusst von allen Parteien distanziert und auf einen Türzu-Tür-Wahlkampf gesetzt. Der Medienmogul Nabil Karoui sitzt in Haft, durfte aber trotzdem als Kandidat antreten. Gegen den 56-Jährigen, der nur wenige Tage vor Wahlkampfbeginn verhaftet worden war, wird wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung ermittelt.
Vertreter beider Kandidaten hatten ihre Präsidentschaftsanwärter schon im Laufe des Montags jeweils als siegreich bezeichnet. Auf Platz drei landete den Teilergebnissen zufolge wohl der kommissarische Parlamentspräsident Abdelfattah Mourou von der moderat islamistischen Partei Ennahda mit 13,1 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag nach Behördenangaben bei 45 Prozent und damit deutlich niedriger als 2014, als noch 64 Prozent in der ersten Runde der Präsidentenwahl an die Urnen gingen. Die ursprünglich für November angesetzte Wahl war nach dem Tod des 92-jährigen Präsidenten Béji Caïd Essebsi vorgezogen worden. Die Stichwahl findet am 23. Oktober statt. (red)