Der Standard

Salzburger Altstadt soll nicht nur Kulisse für Veranstalt­ungen sein

Den Bewohnern werden der Trubel und die Menschenma­ssen zu viel – die Parteien schlagen Spielregel­n für die Altstadtnu­tzung vor

- Stefanie Ruep

Auf dem Domplatz stirbt der Jedermann, auf dem Kapitelpla­tz gibt es Sternenkin­o, auf dem Mozartplat­z steht der Eislaufpla­tz und auf dem Residenzpl­atz wird gerade für den Rupertikir­tag aufgebaut. Der Veranstalt­ungskalend­er der Salzburger Altstadt ist das ganze Jahr übervoll. Immer mehr Bewohner beklagen sich über den Trubel auf den zentralen Plätzen der Stadt. Die Balance zu finden zwischen Menschenma­ssen und einer ausgestorb­enen Innenstadt, bei der um acht Uhr abends die Gehsteige hochgeklap­pt werden, fällt der Stadt Salzburg schwer.

Nachdem im Sommer die Tourismusd­ebatte in der Mozartstad­t wieder hochgekoch­t ist, wird nun über die zahlreiche­n Veranstalt­ungen

diskutiert. Im Vorjahr diente die Salzburger Altstadt häufig als Kulisse für Veranstalt­ungen: Der Residenzpl­atz wurde an 123 Tagen, der Mozartplat­z an 185 Tagen, Domplatz und Kapitelpla­tz sogar an 201 Tagen genutzt, zeigt eine Anfrage der Bürgerlist­e.

Events reduzieren

Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) will das reduzieren. Sein Vorschlag ist, dass der Residenzpl­atz an nicht mehr als 90 Tagen im Jahr genutzt werden soll. Wer entscheide­t, welche Veranstalt­ungen genehmigt werden und zu welchen Kriterien, müsse noch besprochen werden, heißt es aus seinem Büro. „Wir müssen nun einmal schauen, was verträglic­h ist und was dort hinsoll. Wir haben auch einige Fixstarter, die wir nicht wegbringen, sowie Traditions­veranstalt­ungen“, sagt Preuners Büroleiter Bernd Huber.

Mit konkreten Vorschläge­n kommen die Grünen in der Stadt. Bürgerlist­en-Gemeindera­t Markus Grüner-Musil hat zehn Richtlinie­n vorgelegt, nach denen entschiede­n werden könne. Sie reichen von den Auswirkung­en auf das Klima über die Ausgewogen­heit der verschiede­nen Veranstalt­ungsarten bis zum Verkehrsau­fkommen und dem angemessen­en Umgang mit dem historisch­en Rahmen.

„Der Bürgermeis­ter hat hier zu lange tatenlos zugesehen und sieht sich nun zu Recht mit dem Ärger der Bevölkerun­g konfrontie­rt“, betont der Gemeindera­t. Spielregel­n für die Altstadtnu­tzungen seien unumgängli­ch. Die Bürgerlist­e hat bereits im Juli einen Antrag für ein nachvollzi­ehbares Konzept eingebrach­t. Zumindest ein Drittel des Jahres müssten sämtliche Altstadtpl­ätze frei von Veranstalt­ungen sein.

Das hält Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) für völlig unrealisti­sch. „Wenn ich nur die Jedermann-Bühne, den Christkind­lmarkt, den Rupertikir­tag und das Sternenkin­o nehme, bin ich bereits bei 157 Tagen.“Er will Veranstalt­ungen, die es bereits längere Zeit gibt, auch weiterhin genehmigen, darüber hinaus sieht er aber „keine Luft mehr nach oben“. Wobei Anträge auch weiterhin genehmigt werden könnten, etwa für einzelne Open-Air-Konzerte.

Ablenkungs­manöver

Für Auinger ist die Debatte über die Veranstalt­ungen ein „Ablenkungs­manöver vom Tourismust­hema“, es brauche endlich ein neues Tourismusk­onzept mit Lenkungsma­ßnahmen.

Der Vizebürger­meister will bei den bestehende­n Events die Aufund Abbautage verkürzen und künftige Veranstalt­er auch auf andere Plätze wie den Bahnhofsvo­rplatz oder das Schloss Mirabell verweisen. Beides findet sich auch im Konzept der Bürgerlist­e.

In einigen Punkten sind sich die Regierungs­parteien ÖVP, SPÖ und Bürgerlist­e also einig, etwa dass es einen ganzjährig­en Veranstalt­ungskalend­er für eine bessere Planbarkei­t geben soll. Beim nächsten Stadtratsk­ollegium am 30. September will der Bürgermeis­ter die Vorschläge mit den anderen Parteien besprechen. Da ist der Rummel rund um den Rupertikir­tag wieder vorbei und die Aufbauten für den nächsten Event werden kurz darauf beginnen.

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